Marianne Stänz ist Gemeindeammann in Birmenstorf. Die Kanzleimanagerin (lic.oec.publ.) ist Vorstandsmitglied der Frauenzentrale Aargau, Präsidentin des ref. Kirchenchores Birmenstorf und Vorstandsmitglied der CVP Birmenstorf.
Ein halbes ...
Marianne Stänz ist Gemeindeammann in Birmenstorf. Die Kanzleimanagerin (lic.oec.publ.) ist Vorstandsmitglied der Frauenzentrale Aargau, Präsidentin des ref. Kirchenchores Birmenstorf und Vorstandsmitglied der CVP Birmenstorf.
Ein halbes Jahrhundert
Als das lange ersehnte Ereignis eintrat, war ich noch nicht ganz fünf Jahre alt und bekam davon gar nichts mit. Es hat mich auch überhaupt nicht interessiert, wie viele Anläufe und Überzeugungsarbeit es gebraucht hat, um den neuen Status herzustellen. Trotzdem bin ich sehr dankbar, dass es im Jahr 1971 endlich soweit war. Sie ahnen es sicher bereits: Am Sonntag, 7. Februar 1971 stimmten 65,7% der Schweizer Männer der Einführung des Frauenstimmrechts zu. Übrigens legten 6,5 Kantone in der Zentral- und Ostschweiz eine Nein-Mehrheit in die Urne. Im Aargau befürwortete eine hauchdünne Mehrheit von 50,2% der Männer die Vorlage.
Eigentlich schon unglaublich, nicht? Wenn man bedenkt, dass der Freiheits- und Gleichheitsgedanke ein Kind der Französischen Revolution um 1789 ist, hat es ewig gedauert. «Liberté, Egalité, Fraternité» war die Losung in der stürmischen Zeit der Revolution. Auch in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von 1776 stand: «All men are created equal», also alle Menschen sind gleich erschaffen. Natürlich waren damit weder Frauen noch Menschen nicht-weisser Hautfarbe gemeint.
In der ersten Bundesverfassung von 1848 steht: «Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich.» Die Frauen sind nicht erwähnt, denn es ist für alle klar: Es sind damit die Schweizer Männer gemeint. Ich vertrete daher die Meinung, wir Frauen sollten dieses Jahr nicht allzu ausgelassen 50 Jahre Frauenstimmrecht feiern. Seit der Inkraftsetzung der ersten Bundesverfassung sind bis 1971 immerhin 123 Jahre OHNE Frauenstimmrecht vergangen.
Verstehen Sie mich recht: Ich bin dem Schicksal zutiefst dankbar, dass ich in den 60er-Jahren in der Schweiz geboren wurde und heute mitwirken, abstimmen und wählen darf. Aus tiefster Überzeugung nehme ich seit meiner Volljährigkeit an jeder Abstimmung und Wahl teil. Ich sehe dies nicht als Pflicht, sondern als mein Recht. Auch wenn mich nicht jede Abstimmung interessiert und ich mich auch nicht jedes Mal tief mit der Materie beschäftige: Ich bilde mir jedes Mal eine Meinung. Als Frau Gemeindeammann darf ich nun sogar jeweils am Abstimmungssonntag mitzählen und bin ganz nahe am Geschehen. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Termin am Sonntag, 7. März. Sind Sie auch dabei?