Achtung, Gefahr durch Wildwechsel
08.10.2021 NaturUnfallgefahr: Die schlechte Sicht im Herbst sorgt für unerwartete Begegnungen zwischen Wild und Autofahrern
Frühe Dunkelheit, tiefer Sonnenstand und dichter Nebel können die Sicht stark beeinträchtigen. Gerade in der Dämmerung muss man jetzt auf Wildwechsel gefasst ...
Unfallgefahr: Die schlechte Sicht im Herbst sorgt für unerwartete Begegnungen zwischen Wild und Autofahrern
Frühe Dunkelheit, tiefer Sonnenstand und dichter Nebel können die Sicht stark beeinträchtigen. Gerade in der Dämmerung muss man jetzt auf Wildwechsel gefasst sein. Wie reagiert man auf querende Tiere – und wenn es doch mal gekracht hat.
Eigentlich seien die Tiere immer gleich viel unterwegs, klärt Erich Hess, Jagdaufseher von Niederrohrdorf, auf. Das hänge weniger mit der Jahreszeit zusammen, als mit der Tageszeit. Ein Problem im Frühling und im Herbst sei jedoch die tiefstehende Sonne. Ausserdem werde es im Herbst später hell und früher dunkel. Das alles verschlechtere die Sicht der Autofahrer. Schwierig sei ausserdem die Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit: «Die Leute sind dann anders unterwegs.» Bei Nacht und in der Dämmerung sollte man, laut Hess, allgemein wachsam sein. Vor allem an Orten, an denen Wald oder Felder direkt an die Strasse grenzten, müsse man dann mit Wildwechsel rechnen: «Am meisten Probleme haben wir zwischen Mellingen und Stetten», berichtet Hess. Ein weiterer neuralgischer Punkt in seinem Revier ist der Weg vom Brand hinauf nach Niederrohrdorf. Dort heisst es ebenfalls «runter vom Gas» und aufpassen! Vor allem in den Wintermonaten, wenn das Wild häufig in Gruppen unterwegs ist und mehrere Tiere hintereinander die Strasse kreuzen können.
Und was tun, wenn es zu einer Begegnung kommt? «Tempo runter und hupen», rät der Jagdaufseher. Am besten man halte kurz an und warte ab, falls das Reh stehenbleibe: «Die sind unberechenbar, man weiss nie, wo sie durchlaufen», warnt Hess. Es könne zudem passieren, dass Tiere mehrmals hin- und herliefen.
Keine panischen Ausweichmanöver
Wenn ein Tier urplötzlich auf die Strasse springt, hat man manchmal keine Chance mehr auszuweichen. Davon rät der Touring Club Schweiz aber ohnehin ab. Denn es besteht die Gefahr, dass das Auto ins Schleudern gerät – fatal vor allem im Wald. «Maximale Bremsleistung, Lenkrad gut festhalten und Fahrspur halten», lautet stattdessen die Empfehlung des TCS. Wenn es dann doch zur Kollision gekommen ist, sollte man als Lenker anhalten, den Warnblinker einschalten und die Unfallstelle mit einem Pannendreieck absichern. Und dann sofort: «117» anrufen. Wildunfälle sind meldepflichtig. Wer sich entfernt, muss mit einer Busse rechnen und verlängert unter Umständen das Leid des verletzten Tieres. Die Kapo bietet dann direkt den Jagdaufseher des jeweiligen Reviers auf, der das Tier, falls nötig, erlöst. Bis dieser, oder die Polizei eintrifft, sollte man sich dem Tier nicht nähern: «Wir sind dann gleich vor Ort», erklärt Hess, der rund 20 bis 30 Mal pro Jahr ausrücken muss. Dazu zählen aber auch Fälle, in denen kranke Tiere gemeldet werden. Nächtliche Einsätze wegen Wildunfällen sind eher die Seltenheit, weil das verletzte Wild im Dunkeln kaum zu finden ist, vor allem wenn es zurück in den Wald gelaufen ist: «In der Nacht ist es extrem schwierig. Manchmal geht man am nächsten Morgen mit dem Hund suchen», erklärt der Jagdaufseher, der selbst noch nie in einen Wildunfall verwickelt war: «Ich habe es Gott sei Dank noch nie erlebt.» Das komme vermutlich daher, weil er die Gefahrenstellen kenne und entsprechend vorsichtig fahre. Zwar übernimmt die Teilkasko direkte Wildschäden: Wer jetzt aber aufmerksam unterwegs ist, erspart sich den Gang zur Versicherung – und Erich Hess eine kurze Nacht.
Michael Lux