Patrick Zehnder lebt mit seiner Familie in Birmenstorf. Er unterrichtet Geschichte an der Kantonsschule Baden und verfolgt als freiberuflicher Historiker lokalund regionalgeschichtliche Projekte. Seine Freizeit verbringt er beim Orientierungslauf, auf dem Velo oder auf ...
Patrick Zehnder lebt mit seiner Familie in Birmenstorf. Er unterrichtet Geschichte an der Kantonsschule Baden und verfolgt als freiberuflicher Historiker lokalund regionalgeschichtliche Projekte. Seine Freizeit verbringt er beim Orientierungslauf, auf dem Velo oder auf Langlaufskis.
Dorthin, wo der Pfeffer wächst!
Unsere Flurnamen sind ein wunderbares Kulturgut. Wer hat sich auf einer Wanderung nicht schon einmal gewundert, was da auf Wegweisern oder der Karte – ob gedruckt oder auf einer App – zu lesen ist? Besonders ergiebig sind Ausflüge an der Sprachgrenze, wo im Wallis französische, deutsche oder italienische Begriffe ganz selbstverständlich nebeneinander zu finden sind. Noch interessanter wird es, wenn es sich um Namen im örtlichen Dialekt handelt. Diese Flurnamen sind oft fast nicht mit unserem Alphabet festzuhalten – zu unterschiedlich die Selbstlaute, zu kompliziert die Betonung.
Doch bleiben wir bescheiden und in der Nähe, wie es sich gehört. Die meisten von uns sprechen zwar eine Mundart. Doch ist diese so individuell und durch die Familie oder Biografie geprägt, dass alle irgendwie anders sprechen. Dazu kommt, dass jede Sprache hochdynamisch ist, sich schnell verändert. Weniger schnell dagegen ändern sich die Flurnamen. Das galt schon immer, schliesslich wollte man möglichst genau wissen, wie die einzelnen Orte heissen, wo man arbeiten sollte oder sich heimlich treffen wollte.
Im Vergleich mit den Namen von Bergen, Passübergängen und Gewässern sind Ortsnamen mit wenigen Ausnahmen viel jünger. Generationen später erst entstanden die Flurnamen. Die meisten von ihnen stammen aus der frühneuzeitlichen Zelgenordnung, einer landwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung, die schon vor über 400 Jahren schriftlich in juristisch hiebund stichfesten Dokumenten festgehalten wurde.
Diese Art der Landwirtschaft mit drei Zelgen, davon eine brachliegend, und mit dem Zwang, die Äcker gemeinsam als ganzes Dorf zu bearbeiten. Es stammt aus einer Zeit, in der auch unsere Gegend vor allem ein Getreideland war. Diese Zeit liegt mehr als eineinhalb Jahrhunderte zurück. Auch sind die wenigsten von uns noch in der Landwirtschaft tätig. Deshalb ist es höchstens auf dem Sonntagsspaziergang oder bei der Tour mit dem Mountainbike wichtig, wo Büschikon, Innlauf, Eckwil oder Vogelrüti liegen. Und da haben wir es erst mit den Namen von Weilern und Gehöften zu tun.
Kurzum: «Hard» bezeichnet einen Wald, «Rai» wie «Halde» einen Abhang, «Bühl» einen Hügel, «Rüti» eine Rodung, «Moos» einen Sumpf. Wer aber meint auf dem Pfefferacher seien je exotische Gewürze gewachsen, liegt falsch. Haberacher, Bohnacher, Langacher und Steinacher sind dagegen auf Anhieb zu verstehen.