Die Musikkauffrau Maja Hitz lebt in Niederrohrdorf. Ihre Welt besteht aus Musik, Literatur, Journalismus, Neurowissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Fitnesstraining.
Die grosse Maskerade
Man sagt, dass es von jedem ...
Die Musikkauffrau Maja Hitz lebt in Niederrohrdorf. Ihre Welt besteht aus Musik, Literatur, Journalismus, Neurowissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Fitnesstraining.
Die grosse Maskerade
Man sagt, dass es von jedem Menschen drei verschiedene Versionen gibt: Wie man sich selbst sieht, wie andere einen sehen und wie man wirklich ist.
Wir alle kennen diese Tests in den Heftli, die einem durch das Beantworten einiger simpler Fragen als Resultat zeigen, welche Persönlichkeit man hat. Gerade bei diesem Test wird gerne geschummelt. Warum? Weil jeder eine Vorstellung davon hat, wie er gerne wäre und eben dies als Resultat lesen möchte, doch die frühkindliche Prägung hält einen zurück, «man selber zu sein».
Ich beobachtete einst an der Fasnacht einen Bekannten, der sich als Clown verkleidet hatte. Ein zurückhaltender Mensch gehemmter Natur, doch an jenem Tag ging er ganz und gar aus sich heraus. Er sprach jeden an, verschenkte Plastiknasen an begeisterte Kinder, bewarf fröhlich lachend andere Partygänger mit Konfetti und brachte einfach alle zum Lachen. Er war nicht mehr «De Sämi», er war «Bozo, der Clown», und Bozo traut sich sowas, denn es entspricht seiner Natur.
Mal ein wenig Philosophie: Das menschliche Gehirn kann nicht zwischen Realität und Vorstellung unterscheiden. Kann man etwas spielen, wenn es nicht schon in einem drin ist?
Ist es nicht eher so, dass der Clown schon immer irgendwo in Sämi schlummerte und sich durch die Konventionen zurückhielt, die ihm in seinem Fall durch seine Mutter auferlegt wurden? «So benimmt man sich nicht. Du kannst doch nicht einfach wildfremde Leute ansprechen!»
Stellen wir uns vor, der schüchterne Sämi sieht an der Fasnacht eine hübsche Piratin, die ihm ungeheuer gut gefällt. Er könnte nun als Bozo zu ihr hin und sie einladen. Wenn sie Nein sagt, dann fühlt er sich nicht verletzt, weil sie ja Bozo ablehnt, also muss auch Bozo mit den unschönen Konsequenzen einer Ablehnung leben und Sämi ist fein raus. Klingt simpel, ist es aber nicht. Was passiert, wenn die junge Frau Ja sagt? Dann wird nicht Sämi die schönen Konsequenzen geniessen, sondern der Clown Bozo. Ganz schön verzwickt!
Im Grunde ist doch jeder von uns ein Geryon, wie er in der Heraldik genannt wird – ein Kopf mit drei Gesichtern.
Wir spielen unsere Rollen im Leben und sind irgendwie immer auf der Suche nach uns selbst. Das wussten schon die alten Griechen, deshalb steht über dem Tempel des Apollon «Erkenne dich selbst!» – Eine herrliche Aufgabe für das ganze Leben!