Die kleinen Blutsauger lauern wieder
06.05.2022 GesundheitIm Frühjahr haben Zecken Hochsaison. Bei einem Stich können Krankheiten übertragen werden
Im Frühling und Frühsommer sind Zecken aufgrund des warmen und feuchten Klimas besonders aktiv. Wer in der Natur unterwegs ist, sollte sich also schützen.
Entgegen ...
Im Frühjahr haben Zecken Hochsaison. Bei einem Stich können Krankheiten übertragen werden
Im Frühling und Frühsommer sind Zecken aufgrund des warmen und feuchten Klimas besonders aktiv. Wer in der Natur unterwegs ist, sollte sich also schützen.
Entgegen landläufiger Meinung fallen die kleinen Spinnentiere nicht von den Bäumen. Sie lauern vielmehr auf niedriger Vegetation wie Gräsern und Büschen auf ihre Wirte. Besonders verbreitet sind sie im dichten Unterholz an Waldrändern, auf Waldlichtungen, aber auch in der Nähe von Flüssen. Wer dort unterwegs ist, sollte sich durch dicht schliessende Kleidung schützen – am besten mit langen Hosenbeinen und Ärmeln. Geschlossenes Schuhwerk macht den Zecken das Leben zusätzlich schwer. Tipp: Socken über die Hosenstösse ziehen. Zeckensprays sind ebenfalls zu empfehlen: Sogenannte «Repellentien», die auf Haut und Kleidung aufgetragen werden und in Apotheken und Drogerien verkauft werden, halten die Zecken auf Distanz. Die Wirkung ist allerdings auf wenige Stunden begrenzt. Wichtig: Nach einem Ausflug ins Grüne sollte man zu Hause Kleidung und Körper gründlich nach Zecken absuchen, um diese frühzeitig zu entdecken. Denn Zecken laufen zunächst einige Zeit umher, um eine geeignete Stichstelle zu finden. Auf heller Kleidung sieht man die Tiere besser. Beim Absuchen der Haut sollte man nicht nur nach erwachsenen Zecken Ausschau halten, sondern auch nach Larven und Nymphen, also Zecken im frühen Entwicklungsstadium.
Zecke möglichst schnell entfernen
Hat sich doch ein kleiner Blutsauger festgesaugt, gilt es, ihn möglichst rasch zu entfernen. Dazu gibt es eine Reihe verschiedener Spezialwerkzeuge wie Zeckenpinzetten, Zeckenhaken oder Zeckenentfernungskarten. Ideal ist eine Splitterpinzette oder eine andere spitz zulaufende Chromstahlpinzette. Von breitbackigen Pinzetten ist abzuraten. Es besteht die Gefahr, bei der Entfernung den Hinterleib der Zecke zu quetschen, wodurch zusätzliche Krankheitserreger in den Körper gelangen können. Beim Entfernen in jedem Fall darauf achten, die Zecke langsam, gleichmässig und senkrecht herauszuziehen, da sonst der Kopf in der Haut steckenbleibt. Hilfsmittel wie Öl oder Ähnliches sollten dabei nicht verwendet werden. Nach dem Entfernen: Stichstelle mit Wunddesinfektionsmittel desinfizieren und dokumentieren, wann und wo man gestochen wurde. Tritt an der Einstichstelle eine Hautrötung auf oder zeigen sich Kopf-Gelenk- oder grippeartige Beschwerden, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Region ist Risikogebiet
Entscheidend ist, die Zecke so früh wie möglich zu entfernen. Denn je länger sie Blut saugt, desto grösser ist das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden. Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) geschieht dies bereits nach wenigen Minuten. Mit Ausnahme von Genf und dem Tessin gilt die ganze Schweiz als FS-ME-Risikogebiet. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt in Risikogebieten allen erwachsenen Personen sowie Kindern ab sechs Jahren eine Impfung gegen das FSME-Virus, selbst wenn nur 0,5 Prozent aller Zecken das Virus in sich tragen. Denn es besteht die Gefahr einer Hirnhautentzündung mit schwerwiegenden Symptomen vom Schwindel, über Nackensteifigkeit bis hin zu Bewusstseinsstörungen und Lähmungen. Die FSME selbst kann ausserdem nicht behandelt werden, nur deren Symptome. Im Gegenzug bietet eine vollständige Grundimmunisierung mit drei Dosen einen langfristigen Schutz. Eine Auffrischung wird nach 10 Jahren empfohlen.
Borreliose kommt öfter vor
Weit häufiger verbreitet ist die Lyme Borreliose, bei der es sich im Gegensatz zur FSME um eine bakterielle Erkrankung handelt. Gegen sie gibt es keine Impfung, sie wird mit Antibiotika behandelt. Hierzulande tragen fünf bis 30 Prozent der Zecken Borrelien in sich. Die Übertragung auf den Menschen dauert bis zu 16 Stunden, weshalb eine frühe Entfernung der Zecke besonders wichtig ist. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion völlig symptomlos. Nur bei rund fünf Prozent aller Zeckenstiche erfolgt tatsächlich eine Borreliose. Diese zeigt dafür ein sehr vielseitiges Erscheinungsbild und kann über Jahre verschiedenste Organe betreffen. Typisches Merkmal in der Frühphase ist eine Hautrötung um den Zeckenstich herum, die sich während einiger Tage vergrössert und dann verschwindet. Nur etwa die Hälfte aller Patienten zeigt allerdings dieses Symptom. Am besten ist es aber, man lässt sich erst gar nicht von den lästigen Plagegeistern stechen. Und wer die wichtigsten Vorsichtsmassnahmen beachtet, kann trotz allem ungehindert die freie Natur geniessen.
Michael Lux