Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen ...
Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen Alterspolitik.
Freiwilligkeit
Ein Unternehmer fragt seinen Angestellten «Was machst du?» Er antwortet: «Nichts.» «Das hast du schon gestern gemacht.», sagt sein Chef. «Bin noch nicht fertig.», sagt der Lohnbezüger. Bei diesem witzigen Dialog kommt uns eine gewisse Zwanglosigkeit entgegen. Zweifellos kennen sich die beiden gut und wissen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Es braucht keinen Chef, wenn es keinen Mitarbeiter gibt. Und ohne Unternehmer, keine Arbeit. Die Zwanglosigkeit zeigt sich trotz Abhängigkeitsverhältnis – ein anderes Wort dafür wäre Freiwilligkeit. Der freie Wille – in unserem Land ein wertvolles Gut! Wir haben die Freiheit und auch die Pflicht uns zu entscheiden – ständig.
Pro Tag entscheiden wir rund 20 000 Mal! Wie viele Entscheidungen davon treffen Sie freiwillig? Freiwilligkeit ist ein grosses Geschenk. Was wäre, wenn wir stattdessen nur Vorschriften, Gebote und Verbote hätten? Dann wäre alles gegeben, wir müssten nichts mehr überlegen, uns keine Meinung zu nichts mehr bilden. Vielleicht wäre das eine Erleichterung, Entscheidungen abzutreten, zu delegieren an die nächsthöhere Ebene, für nichts mehr Verantwortung übernehmen zu müssen bzw. sie andern in die Schuhe schieben zu können. Ob das auf Dauer funktionieren würde?
Fakt ist, dass wir für unser freiwilliges Tun oder auch Nicht-Tun selbst verantwortlich sind. Weil unser Wille frei ist, tragen wir, und nicht irgend jemand (z. B. Kirche, Wirtschaft, Staat) dafür die Verantwortung. Freiwilligkeit so betrachtet, ist eine wichtige Voraussetzung, um Entscheidungen treffen zu können, dynamische Prozesse zu modellieren und funktionierende Systeme installieren zu können. Ein solches System, das aktuell Gefahr läuft zu kollabieren, ist unser ganzer Planet. Wenn wir nicht zurückstecken und unsere Ansprüche und unseren Lebensstil anpassen, ist es schlecht bestellt um die Zukunft vieler, wenn nicht aller Menschen. Und da frage ich mich, welche Rolle wir unserem freien Willen, sprich der Freiwilligkeit, geben wollen. Noch haben wir es selbst in der Hand. Oder warten wir lieber auf Gesetzesänderungen des Staates, auf die Wirtschaft, oder auf andere träge Systeme? Dann riskieren wir wohl, dass es zu spät ist – schon für uns oder auch für die, die nach uns kommen werden. Es braucht noch mehr Menschen, die mit dem «weniger ist mehr» beginnen, auf dass auch morgen und übermorgen noch Lebensraum besteht, in dem wir unseren Willen frei äussern können.