Niko Läderach studiert Philo- sophie und Germanistik an der Uni- versität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kinder- garten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal ge- mütlich zu Hause ...
Niko Läderach studiert Philo- sophie und Germanistik an der Uni- versität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kinder- garten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal ge- mütlich zu Hause bei einer Lektüre.
Arbeitsmoral
«Als wir noch jung waren …» Solche Floskeln hört man in der heutigen Zeit nicht mehr am Stammtisch, man liest sie in den Kommentarspalten des Internets. In diesen Aussagen steckt meist etwas Missmut neueren Entwicklungen gegenüber. Des Öfteren habe ich beispielsweise nun schon gelesen, dass die jüngeren Leute eine schlechte Arbeitsmoral hätten. Sie machen nur das Nötigste und verlangen immer mehr. Zugegeben: das stimmt! Auf eine gewisse Weise jedenfalls. Denn die Jugend von Heute arbeitet sicher nicht so, wie es noch ihre Eltern getan haben, geschweige denn ihre Grosseltern. Und ganz sicher leben wir in einem System, das (noch) von der Arbeitsmoral der sogenannten Boomer-Generation mitbestimmt ist. Viel arbeiten ist gut. Die Boomer-Generation ist aber auch bekannt dafür, sich mit ihrer Arbeit zu identifizieren. Ganz nach dem Merksatz: Ich bin, was ich arbeite. Fehlt den Jungen von heute also die Identifikation mit der Arbeit? Wohl kaum. Ich würde sogar behaupten, die jüngere Generation identifiziert sich noch stärker mit der Arbeit. Das liegt aber vor allem daran, dass ein anderes Selbstverständnis herrscht. Die Jungen von heute identifizieren sich nicht darüber, was sie arbeiten; Sie suchen sich die Arbeit danach aus, wer sie sind, oder was zu ihnen passt. Sie drehen den Spiess um. Es heisst nun also: Ich arbeite, was ich bin. Finden sie einen Beruf, der zu ihnen passt, identifizieren sie sich auch damit. Identifizieren sich die Arbeitenden mit der Arbeit, entspricht das eigentlich der Boomer-Arbeitsmoral. Identifikation hat viel mit der berüchtigten Work-Life-Balance zu tun. Arbeit, die gelichzeitig persönliche Verwirklichung ist, muss nicht zwingend so stark ausgeglichen werden. Die Arbeitselemente verschwimmen mit dem Lifestyle. Die Grenze zwischen Arbeit und Privatem ist nicht mehr klar. Optimalerweise gäbe es diese gar nicht. Das Hobby zum Beruf machen, das wäre das Ziel. Dass dies wiederum für die Anhänger der herkömmlichen Arbeitsmoral, welche Arbeit und Privates strikte trennt, den Eindruck macht, als würden die Jungen nicht wirklich arbeiten, scheint mir zwangsmässig. Mir scheint aber auch, als wäre die Arbeitsmoral der Jugend eine Weiterentwicklung dessen, was die Boomer-Generation initiiert hat. Nur soll Arbeit nicht mehr ein dem Leben gegenübergestelltes Konzept sein. Die Jungen arbeiten in diesem Sinne also weniger. Ihre Arbeitsmoral ist aber möglicherweise sogar eine bessere?