Vom Workshop zum Altersleitbild
08.11.2022 Niederwil, Freiamt, Fischbach-GöslikonDie Gemeinden erarbeiten ein gemeinsames Altersleitbild und laden zum Workshop
40 Seniorinnen und Senioren tragen Wünsche und Ideen zusammen. Sie sollen Eingang finden in ein Altersleitbild für die Gemeinden Fischbach-Göslikon und Niederwil.
Eine Arztpraxis im Dorf, ...
Die Gemeinden erarbeiten ein gemeinsames Altersleitbild und laden zum Workshop
40 Seniorinnen und Senioren tragen Wünsche und Ideen zusammen. Sie sollen Eingang finden in ein Altersleitbild für die Gemeinden Fischbach-Göslikon und Niederwil.
Eine Arztpraxis im Dorf, Alterswohnungen, einfach zugängliche Informationen für Seniorinnen und Senioren. Das wünschen sich die älteren Menschen in Niederwil und in Fischbach-Göslikon. Kurz vor 12 Uhr hatten sich diese drei Aspekte am Samstagmorgen als zentrale Anliegen herauskristallisiert. Zuvor hatten rund 40 Seniorinnen und Senioren (60 plus) der beiden Gemeinden in vier Gruppen zwei Stunden lang in einem Saal des Reussparks diskutiert.
Was gefällt, was fehlt im Dorf?
Sie alle waren einer Einladung zum Workshop «Zukunft Alter» gefolgt. Eingeladen hatte die im Frühling neu gegründete Arbeitsgruppe der Gemeinden Niederwil und Fischbach-Göslikon, die ein gemeinsames Altersleitbild erarbeiten will. Dieser Arbeitsgruppe gehören die Gemeinderätinnen Martina Balmer (Niederwil) und Claudia Long (Fischbach-Göslikon) an, sowie Alois Riner, Präsident des Seniorenrats, Thomas Peterhans, ehemaliger Reusspark-Direktor, Tobias Breitschmid, stellvertretender Reusspark-Direktor und Roland Guntern als Fachberater von Pro Senectute Aargau. Im Vorfeld hatte die Arbeitsgruppe die bestehenden Angebote in den Gemeinden zusammengetragen. Im Workshop sollten die Frauen und Männer nun ihre eigenen Bedürfnisse äussern.
«Wir wollten hören, was positiv, was negativ wahrgenommen wird», sagt Martina Balmer. Fazit: Die ältere Generation schätzt die Dienste der Spitex, die Arbeit des Seniorenrates, das Dienstleistungsangebot «Ned elei i eusem Dorf» für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen, aber auch Einkaufsmöglichkeiten oder die Seniorenweihnacht. Das zeigte sich bei der Schlusspräsentation. Als störend werden hingegen Hindernisse in der Weg- und Strassengestaltung wahrgenommen, es fehlen Alterswohnungen und die Arztpraxis im Dorf, auch Informationen zu Angeboten für Seniorinnen und Senioren oder ganz einfach eine «Wandergruppe für weniger fitte Ältere».
Solange wie möglich daheim leben
Erfahren wollte die Arbeitsgruppe aber vor allem, welche Anliegen, Erwartungen und Ideen an die Gemeinden herangetragen werden. Es waren nicht wenige. Und wenig überraschend sollten zuvor genannte Mängel behoben werden: Die Arztpraxis im Dorf, gewünscht wurde ein Dorfrundgang über Möglichkeiten für hindernisfreie Wege, Informationsveranstaltungen zu Themen wie Vorsorge, Digitalisierung oder Sterbegleitung, auch ein Begegnungszentrum für Jung und Alt. Thematisiert wurde ausserdem das Leben und Wohnen im Alter: Die Seniorinnen und Senioren in Niederwil und Fischbach-Göslikon wollen «solange wie möglich zu Hause wohnen» – in Alterswohnungen, in der gewohnten Umgebung, selbstbestimmt, barrierefrei und betreut.
Alle diese Anliegen und Wünsche hätten sie aufgenommen, fasste schliesslich Moderator und Pro Senectute-Fachmann Roland Guntern zusammen. «Hindernisfreies Bauen kann heute bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden, dann sind die Kosten geringer.» Es genüge allerdings nicht, Wohnungen hindernisfrei zu bauen, passen müsse auch die Umgebung. Guntern hatte Verständnis für den Wunsch nach einer Arztpraxis, gleichzeitig erinnerte er an die schweizweite massive Unterversorgung im Bereich Hausärztinnen und Hausärzte. «Warum nicht eine Praxis im Reusspark aufbauen?», fragte er. Die Arbeitsgruppe werde nun auswerten. Guntern versprach: «Keine Notiz wird weggeworfen.»
Heidi Hess