Marianne Stänz ist Gemeindeammann in Birmenstorf. Die Kanzleimanagerin (lic.oec.publ.) ist Vorstandsmitglied der Frauenzentrale Aargau, Präsidentin des ref. Kirchenchores Birmenstorf und Vorstandsmitglied der Mitte ...
Marianne Stänz ist Gemeindeammann in Birmenstorf. Die Kanzleimanagerin (lic.oec.publ.) ist Vorstandsmitglied der Frauenzentrale Aargau, Präsidentin des ref. Kirchenchores Birmenstorf und Vorstandsmitglied der Mitte Birmenstorf.
Damokles-Schwert
Sicher kennen Sie das Gefühl vom Damokles-Schwert. Der Höfling Damokles konnte das edle Mahl am Fürstentisch nicht geniessen, weil ein Schwert, an Rosshaar aufgehängt, über ihm schwebte. Es droht ihm Unheil und er hoffte, dass das Befürchtete nicht eintrete. So ein beklemmender Zustand tritt zum Beispiel dann auf, wenn man spürt, dass im Körper etwas nicht stimmt, und man auf die Untersuchungsergebnisse wartet. Oder wenn man befürchtet, dass eine Schlüsselperson im Betrieb kündigen könnte.
Ich selber hatte dieses Gefühl in den letzten Wochen, weil ich wusste, dass eine Asyl-Notunterkunft auf unser Dorf zukommen könnte. In Birmenstorf wurde vor gut 30 Jahren im Untergeschoss der Mehrzweckhalle eine der letzten grossen Zivilschutzanlagen mit Sanitätsstelle gebaut. Bereits in der Flüchtlingskrise von 2015 wurde diese Anlage ausgewählt, um in einer Asyl-Notlage als Notunterkunft in Betrieb genommen zu werden. Schon seit dem Herbst hatte der kantonale Sozialdienst (KSD), Abteilung Asyl, diese Möglichkeit wieder auf dem Radar. Die Gemeinde stand in engem Kontakt mit dem KSD. Vor Weihnachten war klar: Sollten die Flüchtlingszahlen nicht deutlich abnehmen, würde der Kanton nicht um die Ausrufung der Notlage herumkommen. Natürlich hoffte ich darauf, dass es nicht soweit kommen würde. Ich spürte dieses Damokles-Schwert über die Feiertage.
Auch wenn die örtliche Lage der Notunterkunft nicht ideal ist, dürfen wir nicht vergessen, dass die Situation für die Flüchtenden selber noch viel schwieriger ist. In der Welt sind aktuell so viele Menschenrechtsverletzungen zu verzeichnen, dass ich es sehr gut verstehe, wenn Menschen flüchten. Allerdings verstehe ich nicht, wieso fast immer Männer flüchten und nicht Frauen, die in Afghanistan und Iran so unterdrückt werden. Weil die Gefahren für Frauen grösser sind oder weil man nicht in die Flucht von Frauen investieren will? Nun hat der Kanton effektiv die Notlage im Asylwesen ausgerufen, und ich beobachtete bei mir ein interessantes Phänomen: Wenn der Entscheid gefallen ist, wird die Situation eigenartigerweise leichter. Man kommt in den Handlungs-Modus und kann nun versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Der Gemeinderat wird die Vorbereitungsarbeiten eng begleiten. Das Allerwichtigste wird die Sicherheit der Einwohnerschaft, vor allem der Schülerinnen und Schüler, sein.