Absteigen in das neue Regenbecken
05.09.2023 Remetschwil, Region RohrdorferbergAm Tag der offenen Tür besichtigten viele Interessierte das neue Regenbecken an der Zopfstrasse
Bei Starkregen fängt ein Becken für knapp 1,5 Millionen Franken Siedlungsabwasser auf. Das ausgeklügelte System im Untergrund hat die ersten Bewährungsproben ...
Am Tag der offenen Tür besichtigten viele Interessierte das neue Regenbecken an der Zopfstrasse
Bei Starkregen fängt ein Becken für knapp 1,5 Millionen Franken Siedlungsabwasser auf. Das ausgeklügelte System im Untergrund hat die ersten Bewährungsproben bestanden.
Hätte die Sonne nicht gelacht, wäre dieser Tag ins Wasser gefallen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vreni Sekinger, Frau Gemeindeammann in Remetschwil, begrüsste die vielen Interessierten neben dem neuen Regenbeckenhäuschen dann auch: «Zum Glück ist es wunderschön. Wir wären sonst nicht hier.» Später wird Lea Mühlemann, Bau- und Projektleiterin des neuen Regenbeckens, präzisieren, es sei ausgeschlossen bei Regen ins Becken hinunter zu steigen – nicht beim kleinsten Tröpfchen sei das zulässig, sagt sie. Von irgendwo könnte immer überraschend Wasser ins Regenbecken schwappen.
An diesem Samstag aber besteht keine Gefahr. Die Remetschwilerinnen und Remetschwiler sind nicht vergeblich zum «Goger» gekommen: Die Türen stehen weit offen. Roman Wyler, zuständiger Gemeinderat, informierte über technische Daten: 170 000 Liter Wasser fasst das neue Regenbecken, 135 000 Liter der vorgeschaltete Staukanal mit Überlaufbecken an der Hauptstrasse. Das Becken diene dem Gewässerschutz und komme bei Starkregen zum Einsatz – «Nur dann!», wie Wyler betonte, um dann doch anzufügen, es könnte notfalls auch die Havarie eines Tanklasters auffangen.
Die Baukosten von 1,46 Millionen Franken wurden im Juni 2021 an der Gemeindeversammlung bewilligt. Hin und wieder sei er im Dorf angezündet worden, meinte der Gemeinderat, weil das «Gülleloch» daheim doch sehr viel günstiger sei als dieses Becken, das auch nur überschüssiges Abwasser auffange. Dieses Becken, betonte indes Wyler, sei viel mehr als ein Loch, das für 300 000 Franken gebaut werden könnte. «In diesem Becken steckt sehr viel Technik.» Zuleitungen, Ableitungen und eine komplizierte Steuerung.
Bewährungsprobe bestanden
Das erlebte, wer im Anschluss mit Lea Mühlemann vom Badener Büro Porta AG in den Untergrund tauchte. Oben erklärte sie den Steuerungskasten, der mit der Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Stetten verbunden ist. Ein Ampelsystem zeigt dort auch an, ob die Lüftung in Betrieb ist. Denn bei Starkregen fängt das Becken Siedlungsabwasser auf, das hochentzündliche Gase entwickeln kann. Sicherheitstechnischen Standards müssten deshalb auch die Lampen im Regenbecken genügen, um Funkenschlag und eine Explosion zu verhindern. «Nur bei Grün», betonte Portmann, «dürfen wir in den Untergrund.»
Grün leuchtete die Ampel, als Frauen, Männer und Kinder in Gruppen die steile Stahltreppe hinunterstiegen. Sie fanden sich in einem betonierten Raum wieder – im neuen Remetschwiler Regenbecken. Feucht ist es und es hallt, wenn Mühlemann spricht. An den Wänden zeichnet sich der Wasserstand ab. Das Becken hatte sich bereits einige Male bewährt. Bei Starkregen schwappte Wasser vom Kanal an der Hauptstrasse in das Überlaufbecken und füllte das neue Becken. Ein ausgeklügeltes System lässt Regen- und Abwasser durch grosse und kleine Öffnungen ins und auch wieder aus dem Becken fliessen. Feststoffe setzen sich auf dem Boden fest und werden in Rückhaltebecken aufgefangen. «Hier riecht es nicht wie in einem Rosengarten», meint Ingenieurin Mühlemann – es sei dank Lüftung aber doch erträglich. Das gefilterte und vorgereinigte Wasser gelangt anschliessend dosiert in die ARA nach Stetten. Vor Verlassen des Regenbeckenhäuschens werden Hände gewaschen – auch weil die Gemeinde eine Wurst offeriert. «Immerhin haben wir es mit Abwasser zu tun», sagt Mühlemann.
Heidi Hess