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21.11.2023 PorträtHeute Josefine Heldner
Die Wohlenschwilerin Josefine Heldner hat lange als Anästhesiefachfrau gearbeitet. Heute ist sie unter anderem Ortsvertreterin der Stiftung Pro Senectute.
◆ Josefine Heldner, warum engagieren Sie ...
Heute Josefine Heldner
Die Wohlenschwilerin Josefine Heldner hat lange als Anästhesiefachfrau gearbeitet. Heute ist sie unter anderem Ortsvertreterin der Stiftung Pro Senectute.
◆ Josefine Heldner, warum engagieren Sie sich für ältere Menschen?
Es geht mir nicht einfach um ältere Menschen, mir liegt der Mensch allgemein am Herzen. Unter ihnen besonders die «schrägen Vögel»...
◆ Warum die schrägen Vögel?
Das dürfte mit meiner Kindheit zu tun haben: Meine Mutter war sozusagen ein «bunter Papagei». Und als Kind schämte ich mich häufig ein bisschen, weil sie so auffällig war.
◆ Sie reden von ihrer Kleidung?
Alles. Ihr Wesen: Sie sang überall, sie trug einen Hut ... Das war für mich manchmal einfach zu viel. Aber im Grunde mag ich Menschen die anecken am liebsten.
◆ Worauf sollen Menschen bei der Gestaltung des Alltags nach ihrer Pensionierung besonders achten?
Ich beobachte bei uns im Dorf, dass sich in dieser Lebensphase eine gewisse Einsamkeit einschleichen kann: Menschen sterben weg. Vielleicht hat man Freundschaften zu wenig gepflegt, ist eher introvertiert ... Mir scheint wichtig, dass man offen bleibt und an Veranstaltungen teilnimmt. In Wohlenschwil gibt es Jass- und Spielnachmittage, einmal im Monat einen Senioren-Mittagstisch...
◆ Weshalb engagieren Sie sich im Dorf?
Eine solche Frage stelle ich mir gar nicht. Möglicherweise bin ich der Typ Mensch, der gerne für andere da ist? Ich setze mich auch für Flüchtlinge ein – früher mehr als heute. Dank einer Begegnung in unserem Dorf: Ein Jahr lang fuhr ich an einem Haus vorbei, vor welchem ein Mann seine Zigarette rauchte. Stets sagte ich mir, jetzt spreche ich ihn an – ich bin ein spontaner Mensch. Als ich es endlich tat, entwickelte sich daraus eine wunderbare Freundschaft, mit ihm und seiner Familie. Ich stellte dabei fest, wenn sich Menschen mehr für andere einsetzen – auch im Kleinen, im Alltag – dann entstehen daraus wunderbare Geschichten. Und, ganz wichtig, sobald sich Menschen für andere einsetzen, schaffen diese oft den Weg aus der Sozialhilfefalle.
◆ Was würden Sie an Ihrem Dorf ändern wollen?
Vor vielen Jahren kam an einer Gemeindeversammlung der Vorschlag, Strassenlaternen weniger lang leuchten zu lassen. Das fand ich eine gute Idee – es ging damals um Lichtverschmutzung. Der Vorschlag wurde allerdings haushoch abgelehnt. Ich würde es begrüssen, wenn wir diese Idee wieder aufnehmen würden.
◆ Was ist Ihr Lieblingsort?
Ich gehe sehr gerne in den Wald: Ich mag den Duft, kann dort Energie tanken und mich erden.
◆ Welche Anlässe besuchen Sie?
Konzerte. Auch regionale, kleine Anlässe – es muss nicht immer das KKL sein. Und ich meditiere sehr gerne.
◆ Wenn Sie einen Tag jemand anderes sein könnten, wer wäre das?
Es scheint mir bereits eine Kunst, authentisch und mich selbst zu sein.
◆ Was macht Sie traurig, was bereitet Ihnen Freude?
Mich stören Polaritäten, ob politisch, ob rechts oder links, schwarz oder weiss. Wir müssen eine Mitte finden, den anderen verstehen, dann braucht es keine Polaritäten, keine Extreme. – Letztlich ist das Leben bunt.
◆ Was verbinden Sie mit dem Herbst oder Winter?
Mit den kühleren Jahreszeiten verbinde ich Rückzug, Kerzenlicht, Gemütlichkeit, ich stelle fest, dass ich dann auch mehr schlafe...
Heidi Hess