Nach 50 Jahren dem Ziel so nahe
07.11.2023 Remetschwil, Stetten, Region RohrdorferbergDie Gemeindeversammlungen entscheiden über den Kredit zur Dorfbach-Sanierung
Seit 50 Jahren plant Eduard Keller vom Ingenieurbüro Porta an einer Lösung, wie der Dorfbach gezähmt werden kann. Nun scheint man dem Ziel nahe: Die kommenden Gemeindeversammlungen in ...
Die Gemeindeversammlungen entscheiden über den Kredit zur Dorfbach-Sanierung
Seit 50 Jahren plant Eduard Keller vom Ingenieurbüro Porta an einer Lösung, wie der Dorfbach gezähmt werden kann. Nun scheint man dem Ziel nahe: Die kommenden Gemeindeversammlungen in Remetschwil und Stetten befinden über die Sanierung.
Letzte Woche wurde in der Gemeinde Wohlenschwil ein Hochwasserschutzprojekt abgeschlossen. Der Laubisbachs zwischen Wohlenschwil und Büblikon ging bei Hochwasser über die Ufer und überschwemmte Strassen. Die erosionsgefährdete Steilstrecke wurde auf einer Länge von rund 250 Metern durch den Einbau von formwilden Steinen – anstelle von Betonhalbschalen – stabilisiert und gleichzeitig die Gerinnesohle verbreitert und naturnah gestaltet. Nun soll ein weiteres Hochwasserschutzprojekt im Einzugsgebiet des «Reussbote» ausgeführt werden. An den kommenden Gemeindeversammlungen in Remetschwil und Stetten werden Projekt und Kredit traktandiert. Es geht um den Dorfbach, der von Remetschwil nach Busslingen fliesst und in Stetten in die Reuss mündet.
Bach schwillt bei regen stark an
Dieser Dorfbach ist eigentlich ein kleines Rinnsal und kommt von Remetschwil her das Tobel hinunter nach Busslingen. Bei Regen aber schwillt der Bach stark an, führt viel Holz und Geröll mit. Unten in Busslingen, bei der Familie Gsell, wurde vor Jahren ein Geschiebesammler eingebaut, der das mitführende Holz zurückhält. Es ist nicht die allerbeste Lösung, denn es kam vor, dass der Bach bei Familie Gsell über die Ufer trat und in Richtung Kantonsstrasse alles überschwemmte. «Das nun vorliegende Sanierungsprojekt ist ein Hochwasserschutz-Projekt und nicht ein Naturprojekt», sagt Remetschwils Gemeinderat Roman Wyler zum «Reussbote». Schon viele Projekte scheiterten oft an den Kosten, so Wyler. Nun hoffen die Gemeinderäte von Remetschwil und Stetten sowie der Kanton und die Planer, dass der Souverän an den Gemeindeversammlungen (Stetten am 16. November, Remetschwil am 20. November) dem Projekt zustimmen wird.
Ein halbes Jahrhundert geplant
Seit 50 Jahren befassen sich Gemeinderäte und Planer mit der Zähmung des Dorfbachs. Nun glauben sie eine Lösung gefunden zu haben. Viele Parameter spielen mit, die Kosten, die Abteilung Wald, der Forstbetrieb, die Landwirte als Grundeigentümer, der Kanton und die zwei Gemeinden. Die Lösung: Man führt den Bach in einem neuen Bett von Remetschwil in Richtung Busslingen hinunter. Der Bach wird so umgeleitet, dass er im Wald in ein neues Bachbett entlang des Wanderweges oberhalb des ehemaligen Kindergartens Busslingen fliesst. Der Bach wird revitalisiert, was so viel bedeutet wie aufgewertet. Im Gebiet Loomatt verlässt der Bach den Wald und fliesst entlang bestehender Feldwege in die Grabenmattstrasse. In zwei kleineren Teilstücken soll der Bach noch in Röhren verlegt werden. Die Dimension ist auf ein 100-jähriges Ereignis ausgelegt.
Der Kostenteiler
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 5,1 Mio. Franken. Bund und Kanton übernehmen einen Grossteil der Kosten, sie steuern 3,893 Mio. Fr. bei. Das AGV übernimmt weitere 70 000 Franken. Der «Naturmade Star-Fonds» des Elektrizitätswerks Zürich steuert weitere 300 000 Fr. bei. Für die beiden Gemeinden verbleiben noch Kosten von je circa 450 000 Franken.
Bereits im September letzten Jahres informierten die Gemeinden die Bevölkerung über das Hochwasserschutz-Projekt. Damals an der Informationsveranstaltung gab es kritische Worte zum Unterhalt. Roman Wyler sagt, dass dazu ein Leistungsverzeichnis erarbeitet wurde. Die Unterhaltsarbeiten sollen an Dritte (z. B. an Forstbetriebe, Private) vergeben werden.
Beide Gemeinden haben die öffentliche Auflage des Bauprojekts im April durchgeführt. Gegen das Projekt gingen Einwendungen ein, bestätigt Wyler. Ein Teil wurde zurückgezogen, noch aber sind mehrere Einwendungen hängig. Über diese entscheidet der Regierungsrat. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 soll dem Regierungsrat das Projekt vorgelegt werden. Die Ausführung ist von Frühling 2025 bis Sommer 2026 geplant.
Benedikt Nüssli