Was fliesst durch die Leitungen?
19.12.2023 Niederwil, FreiamtBaubewilligung für die Leitungsführung von der Biogasanlage «Schällewärch» zum «Buchgrindel» erteilt
Das Baugesuch der Recycling Energie AG für neue Leitungen von der Biogasanlage zum geplanten Gärsubstratlager wurde bewilligt. Einwender ...
Baubewilligung für die Leitungsführung von der Biogasanlage «Schällewärch» zum «Buchgrindel» erteilt
Das Baugesuch der Recycling Energie AG für neue Leitungen von der Biogasanlage zum geplanten Gärsubstratlager wurde bewilligt. Einwender Toni Rohrer befürchtet einen Ausbau des Gasnetzes für die Gewerbegebiete «Fändler» und «Geere». Die Gemeinde widerspricht.
Die Recycling Energie AG plant auf dem Gelände der ehemaligen Fensterfabrik Niederwil neben einer Einstellhalle ein unterirdisches Gärrestelager für Naturdünger, der im Winter nicht ausgebracht werden kann («Reussbote», 21. Februar). Ein Rückbau für das bestehende Gebäude wurde kürzlich genehmigt. Wie der «Reussbote» erfuhr, wurde am 4. Dezember auch die 1,8 Kilometer lange Leitungsführung von der Biogasanlage «Schällewärch» zum künftigen Winterlager auf der Parzelle 708 «Buchgrindel» bewilligt. Toni Rohrer aus Nesselnbach hatte gegen das Baugesuch eine Einwendung eingereicht. «Es ist ein ökologischer und ökonomischer Blödsinn, wenn man 20 000 Tonnen Gärgut nicht dort lagern kann, wo es produziert wird, sondern jeden Winter 1,8 km durch eine Leitung transportiert werden muss», so Rohrer. Die Baubewilligung, die laut Gemeindekanzlei auch in den nächsten Gemeindenachrichten erscheint, wurde dem «Reussbote» durch Rohrer zur Verfügung gestellt. Sie umfasst neben zwei Transportleitungen für das sogenannte «Gärsubstrat», sprich den Naturdünger, auch zwei Gasleitungen von der Gasaufbereitung Nesselnbach bis zum «Buchgrindel». Die Gasleitungen von Baden, über Fislisbach, Mellingen und Tägerig gehörten der Regionalwerke AG Baden, diese würden künftig wohl auch die Fortsetzung in ihrer Obhut haben, sagt Rohrer. Seine Vermutung: Die Regionalwerke hätten logischerweise ein Interesse, künftig auch die Gewerbegebiete «Fändler» und «Geere» an ihr Gasnetz anzubinden. «Wir wissen nicht, was in diesen Gasleitungen fliessen wird. Ob Erdgas aus dem Ausland oder Biogas aus dem ‹Schällewerch›.» Rohrer befürchtet ausserdem negative Auswirkungen auf das Energielabel «Energiestadt» von Niederwil. Es ist eine gute Sache, was Werner Humbel macht», betont Rohrer, man solle aber das Gasnetz in der heutigen Zeit nicht mehr erweitern. Denn dabei handle es sich nach Expertenmeinung um ein energiepolitisches Auslaufmodell, da es sich auch hierbei, wie bei der Ölheizung, um einen Verbrennungsprozess handle. «Wir müssen das Gasnetz eher zurückbauen, als erweitern», so Rohrer gegenüber dem «Reussbote».
Beschränkte Nutzung des Biogas
Werner Humbel, Inhaber der Recycling Energie AG, war zum Redaktionsschluss ferienhalber nicht erreichbar. In der Baubewilligung heisst es zu den Gasleitungen: «Somit kann der Neubau mit Biogas erschlossen werden. Auch kann so die erforderliche Wärme der Bauten auf der Parzelle 708 erzeugt werden, bis zur Realisierung der geplanten Schnitzelheizung/Fernwärmesystem im Gebiet Geere». Gemeindeschreiber Christian Huber sagte auf Nachfrage: «Mit der Fernwärmeleitung dürfen ausschliesslich die Bauten auf der Parzelle 708 beheizt werden. Die Erschliessung von weiteren Bauten ist nicht Bestandteil des vorliegenden Bauprojekts». Ob die Regionalwerke AG Baden tatsächlich den Bau der Leitungen übernimmt, wollte Huber nicht kommentieren. Zu Rohrers abgewiesener Einwendung heisst es in der Baubewilligung: «Der Gemeinderat nimmt im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens keine Stellung zu umweltpolitischen Aspekten. Die von den Einwendern vorgebrachten Punkte haben keinen direkten Bezug zum Bauvorhaben». Das Bauvorhaben sei unabhängig von den Aspekten der Umweltpolitik zu beurteilen.
Michael Lux