Humbel sagt: «Sturm im Wasserglas»
03.04.2024 Region ReusstalNesselnbach: Die Recycling Energie AG lud kurz vor Ostern zu einer Pressekonferenz
Lange hielt sich CEO Werner Humbel aus der öffentlichen Debatte rund um sein geplantes Gärrestlager heraus. Doch die Wellen schlugen zuletzt so hoch, dass er nun doch seine Sicht der Dinge ...
Nesselnbach: Die Recycling Energie AG lud kurz vor Ostern zu einer Pressekonferenz
Lange hielt sich CEO Werner Humbel aus der öffentlichen Debatte rund um sein geplantes Gärrestlager heraus. Doch die Wellen schlugen zuletzt so hoch, dass er nun doch seine Sicht der Dinge klarstellen will.
Viel sei in letzter Zeit zum Thema geschrieben worden, vieles davon stimme auch nicht, eröffnet Humbel die kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. «Wir wollten das Projekt nicht durch Einsprachen gefährden», begründet er die Tatsache, dass er sich selbst bislang mit öffentlichen Äusserungen zurückgehalten habe. Und überhaupt sei die ganze Diskussion, die längst über die Region hinaus zu reden gibt, ein «Sturm im Wasserglas», findet er. Denn eigentlich sei ja niemand grundsätzlich gegen das geplante Gärrestlager. Einsprachen gegen das Baugesuch für das angepasste Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Fensterfabrik Niederwil FFN (der «Reussbote» berichtete) habe es zudem keine gegeben.
Frustrierender Kampf um mehr Platz
«Wir haben immer schon gewusst, wir haben zu wenig Platz», erklärt Humbel sein Grundsatzproblem. Mit «wir» meint er die drei in der Spezialzone Schällewerch ansässigen Unternehmen. Dann zeigt er einen dicken Stapel Unterlagen, welche die zahlreichen und kostspieligen Vorstösse dokumentieren, mit denen er bisher versuchte, direkt am Firmenstandort mehr Bauland für die Entwicklung der Recycling Energie AG zu erhalten.
«Wir sind schon seit zehn Jahren am Probieren über verschiedene Instanzen. Was wir herausbekommen haben, ist kein einziger Quadratmeter», lautet seine ernüchternde Bilanz. Bereits 2014 scheiterte ein erster Versuch einer Erweiterungszone, damals noch am Kanton. Und auch diverse Änderungen der Bau- und Nutzungsordnung, in die man sich stark eingebracht habe, seien vom Kanton abgelehnt worden. Zuletzt wurde 2021 die Idee, die ehemalige Fensterfabrik auszuzonen und dafür eine Fläche im Schällewerch einzuzonen, bachab geschickt – diesmal durch den Bund.
Den Vorwurf, der Regierungsrat habe sich zu wenig für diese Lösung eingesetzt, bestätigt er nicht. Im Gegenteil, der Regierungsrat habe damals «sehr geholfen». Er habe auch nicht mehr erwartet, sagt Humbel auf Nachfrage. Er kenne schliesslich dessen begrenzten Möglichkeiten. Entsprechend verhalten fallen seine Erwartungen aus, dass die jüngste Interpellation der SVP-Grossräte Mario Gratwohl und Walter Stierli neue Bewegung in das ursprüngliche Projekt am Schällewerch bringen.
Zukünftige Lösung dank BNO
Mehr Hoffnungen setzt er dagegen auf die derzeit laufende Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland, in die er sich erneut einbringen will. Diese soll einen früheren Plan, der einen Landabtausch mit dem an das Firmengelände angrenzenden Militärgebiet vorsieht, ermöglichen. Der unterzeichnete Abtauschvertrag hierzu liegt seit Jahren in der Schublade. «Ich weiss, wir haben die Unterstützung der Gemeinde. Wenn die BNO in ein bis zwei Jahren in Aarau liegt und sie wird wieder abgelehnt, verstehe ich die Welt nicht mehr», betont Humbel, der hofft, dass sich der Regierungsrat dann an seine aktuelle, positive Haltung erinnert. Zunächst entschärfe das Projekt am Buchgrindel immerhin das Platzproblem: «Es ist eine teure Variante. Es ist Plan B, dass wir jetzt zwei Anlagen haben.» Er hoffe, in fünf bis sechs Wochen die endgültige Baubewilligung zu erhalten. Sobald diese vorliegt, soll mit dem Rückbau der Fensterfabrik begonnen werden. Danach würden als Erstes die Gärresttanks gebaut: «Ziel ist es, die Behälter bereits im nächsten Winter zu benutzen», so Humbel.
Michael Lux