Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen Alterspolitik.
Mein Platz ...
Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen Alterspolitik.
Mein Platz
Finde ich einen Platz im Bus? Habe ich einen guten Platz im Zug nach Locarno? Wie beruhigend, dass neulich, als ich mit einem «Wanderreisegrüppli» unterwegs war, für uns ein Wagenabteil reserviert war und wir beisammen reisen durften. Unsere Plätze waren uns sicher. Seinen «Ort» zu haben, ist bedeutsam. Wenn ich nicht mehr sein werde, wäre ich gerne auf dem Friedhof von Rohrdorf begraben. Und wenn es so weit ist und Erdbestattungen, die ökologischer und natürlicher sind als der CO2-Verbrennungsprozess, noch möglich sind, dann lieber in einem Sarg. Noch aber lebe ich und bin Teil der alternden Wohlstandsgesellschaft – ich profitiere von der Kunst der Langlebigkeit (Longevity). Statistisch gesehen war ich die letzten zehn Jahre krank. Ich weiss, wovon ich rede, mich kennt man im Notfall, auf der Kardiologie, der Pneumologie etcetera Fabelhaft, mein zweites Leben! Mit mehr Bewegung, weniger Fleisch, mehr Gemüse, weniger Alkohol, ohne Nikotin und so fort. Mein veränderter Lebensstil hält meine Altersjahre länger gesund. Ob das Spass macht? Die Antwort behalte ich für mich. Wenn es dann aber doch gröber kommt, wird die Medizintechnik mir für einige weitere Jahre meine Altersgebrechen lindern und die endgültig letzte Lebensphase hinauszögern. Das alles kostet Milliarden, ich bin nur einer von Tausenden, die auch gesund alt werden wollen und so lange wie möglich einen Platz unter den Lebenden hätten. Sie entschuldigen bitte den Seitenblick auf die steigenden Gesundheitskosten, mich beschäftigt ja eigentlich die Frage nach meinem Platz im Leben, im Miteinander der Menschen. Wo ist dieser, in meiner wohlstandsverwöhnten Mitwelt, mitten in einer Weltordnung, die in arge Schieflage geraten ist? Gäbe es ein Politbarometer, wäre sicher eine gewisse destabilisierende und vertrauensmindernde Wetterlage abzulesen. Die stürmische Digitalisierung, die Bildungsmisere, die Klimakrise, Krieg – alles kommt zeitgleich, bedrohlich und überfordernd auf unsere Demokratie und Wirtschaft zu. Was sind die Folgen für mich, für meinen «Ort»? Wo leiste ich welchen Beitrag zur Entwicklung und wo helfe ich, neuen Raum zu schaffen, dass auch die Menschen von morgen ihren Platz in unserer Gesellschaft finden? Am Ende der Grübelei weiss ich nur sicher, dass ich mich weiterhin jede Sekunde an meinem Platz in meiner Familie und der damit verbundenen, menschlichen Akzeptanz und Wärme erfreuen will. Und Sie?