Niko Läderach studiert Philosophie und Germanistik an der Universität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kindergarten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der ...
Niko Läderach studiert Philosophie und Germanistik an der Universität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kindergarten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal gemütlich zu Hause bei einer Lektüre.
Regeln der Freiheit
«Aber das schränkt unsere Freiheit ein!» – Ein vermeintlich gutes Argument, das sich immer häufiger in politischen Diskussionen zu diversen Themen wiederfindet. Meist wird es im Zusammenhang mit dem Vorschlag neuer Regelungen vorgerbacht. Bedeuten neue Regeln weniger Freiheit? Und ist die hier gemeinte Freiheit wirklich ein so essenzielles Gut?
Oft wird Freiheit damit gleichgesetzt, das tun zu können, was man möchte. Kann man durch neue Regeln nicht mehr das tun, was man möchte, wird diese Freiheit eingeschränkt. Ich glaube nicht, dass sich dieses Bild der Freiheit konsequent vertreten lässt. Es liegt auf der Hand, dass nicht alle das tun können, was sie möchten. Wer diese Art von Freiheit vertritt, kommt nicht darum herum, diese allen Personen (vielleicht sogar allen Lebewesen?) zuzusprechen. Wo kämen wir hin, wenn alle Anspruch darauf hätten, das tun zu können, was sie möchten? Aber woher stammt diese Intuition und weshalb sind wir so geneigt dazu, sie immer wieder als Argument zu benutzen?
Tatsächlich denke ich, dass dieses Freiheitsargument kaum einen Wert hat und häufig eher von einem egoistischen Weltbild zeugt. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach der oben genannten Art von Freiheit. Woher dieses Bedürfnis stammt, ist schwer zu sagen. Dass es da ist, ist keineswegs etwas Schlechtes. Denn dadurch verstehen wir die Quintessenz von Freiheit. Es scheint fast, als wäre uns dieses Bedürfnis von Anfang beigelegt worden. Sozusagen als Naturtrieb.
Nichtsdestotrotz taugt dieses Grundverständnis kaum als Prinzip für ein friedliches Zusammenleben. Genau wie bei vielen anderen Naturtrieben haben wir uns mit der Zeit über diese erheben können. Unser Verstand und unsere Willenskraft können gewisse Triebe unterdrücken. Meist hat das moralische Gründe. Zivilcourage ist genau deshalb so lobenswert, weil wir uns gegen unsere Angst dazu entscheiden, zu helfen. Ganz ähnlich ist das doch mit der Freiheit. Das grundsätzliche Bedürfnis nach Freiheit ist keineswegs zu verurteilen. Dennoch müssen wir in der Lage sein, uns über dieses persönliche Bedürfnis hinwegzusetzen. Dafür benötigen wird aber unseren Verstand und ein Gespür für Andere. Sich per se gegen Regeln zu wehren, weil sie die Freiheit im obigen Sinne einschränken, zeugt weder vom Einen noch vom Anderen. Es zeugt lediglich davon, dass man sich vielleicht doch etwas zu wenig Gedanken über die Freiheit gemacht hat.