«Jeder kann das Leben etwas schöner machen»
09.08.2024 Remetschwil, Region RohrdorferbergKreative Köpfe (5): Die einstige Weltenbummlerin Silke Muntwyler engagiert sich mit dem Freizeitverein für ein aktives Dorfleben in Remetschwil
Die Personalverantwortliche im Hotelgewerbe ist im Erzgebirge aufgewachsen, aber längst in der Schweiz zu Hause. Mit ihrer Familie ...
Kreative Köpfe (5): Die einstige Weltenbummlerin Silke Muntwyler engagiert sich mit dem Freizeitverein für ein aktives Dorfleben in Remetschwil
Die Personalverantwortliche im Hotelgewerbe ist im Erzgebirge aufgewachsen, aber längst in der Schweiz zu Hause. Mit ihrer Familie lebt sie seit 2011 in Remetschwil und hat dort den Freizeitverein mitgegründet.
Silke Muntwyler ist während ihrer Lehr- und Wanderjahre viel herumgekommen. Aufgewachsen ist die Schweizerin mit deutschen Wurzeln im sächsischen Erzgebirge, das damals noch zur DDR gehörte. Doch es zog sie schon früh in die Welt hinaus: «Mein Wunsch war es schon in der Jugend, nach England und in die Schweiz zu gehen», erinnert sich die 42-Jährige. Den ersten Wunsch erfüllte sie sich bereits einige Jahre später. Mit 16 machte sie eine Lehre zur Hotelfachfrau in Norddeutschland, mit 19 ging sie zum Arbeiten nach London und Bath.
Zum ersten Mal verschlug es sie vor über 22 Jahren in die Schweiz, genauer nach Zermatt. «Dort habe ich leider einen Bergkoller bekommen», erzählt sie lachend. Zunächst ging es daher fürs Betriebswirtschaftsstudium sowie zur Weiterbildung im Tourismusund Veranstaltungsmanagement nach Deutschland. Später kam Muntwyler dann doch zurück in die Schweiz. In Lenzerheide lernte sie schliesslich ihren Mann kennen, der aus Fislisbach stammt. Vier Jahre lang führten die beiden gemeinsam ein Hotel in Langwies. 2011 zogen sie dann mit den beiden Kindern, die heute bereits Teenager sind, näher zu der Familie ihres Mannes nach Remetschwil.
Die Ideen sprudeln noch immer
«Ich war schon als Kind aktiv und hatte viele Hobbys. Ich brauche viel Gesellschaft», sagt Silke Muntwyler über sich selbst. Auch aus diesem Grund gründete sie 2021, zusammen mit anderen Frauen aus dem Dorf, den Freizeitverein als Nachfolge des Kultur- und Freizeitkreises. Das Ziel der Vereinsgründung: mehr Menschen im Dorf anzusprechen und mitzunehmen. Aktuell sind neben Silke Muntwyler, Petra Sommer, Nadine Meier und Martina Maier im Vorstand: «Wir haben so viele Ideen, was wir machen wollen», schwärmt die zweifache Mutter, die wie alle Frauen im Vorstand gleichzeitig noch berufstätig ist. Als Personalverantwortliche und Controllerin für drei Hotels in Zürich hat Muntwyler beruflich alle Hände voll zu tun. Da reicht die Zeit schlicht nicht, um alle Projekte des Freizeitvereins umzusetzen. Dennoch stand und steht auch in diesem Jahr jede Menge auf dem Programm: Vom Kräuterkurs über eine Bootstour auf der Reuss bis hin zum traditionellen Kinderflohmarkt mit den Sechstklässlern, Kürbisschnitzen für Halloween oder Adventskranz winden. «Der Kräuterkurs war sofort ausgebucht», erzählt Muntwyler. Gerade für Frauen gebe es wenig Angebote in Remetschwil, findet sie. Mit dem Freizeitverein möchten sie und ihre Mitstreiterinnen das Dorfleben in Remetschwil bereichern: «Ich bin ein DDR-Kind, bei uns stand das Vereinsleben im Vordergrund», erklärt Muntwyler, die in ihrer Kindheit selbst bei der Jungfeuerwehr aktiv war und später bei den Pfadis am Heitersberg.
Ostereierjagd und Beach-Bar
Ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten die Frauen bei einem der ersten Anlässe des frisch gegründeten Vereins, der Ostereierjagd durch Remetschwil rund um die spannende Geschichte von Hase Henri: «Ulrike Baumann hat die Geschichte geschrieben und viele tolle Bilder dazu gemalt», erzählt Muntwyler. Ein weiteres kreatives Highlight im letzten Jahr: das «Ess-Varieté» mit der Reussbühne Bremgarten. Während die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stück «De Sinneswandel» verfolgten, wurden sie vom Freizeitverein bekocht und bewirtet: «Wir haben dabei alle Mitglieder ausgeschöpft», berichtet Muntwyler. Gerne würde der Verein den Anlass künftig auf zwei Tage ausdehnen, damit vor allem die Kinder, die abends nicht dabei sein konnten, auch etwas davon haben.
Vorbereitung aufs Dorffest
Aktuell sind die Vereinsmitglieder mitten in den Vorbereitungen für das grosse Dorffest am letzten Augustwochenende: «Wir präsentieren uns mit einer Sunset-Bar samt leckeren Crêpes und exotischen Cocktails», so Muntwyler. Am Freitag- und Samstagabend sollen darüber hinaus DJs für das richtige Urlaubsfeeling sorgen. Auch bei diesem Anlass beweisen die Frauen Kreativität. Silke Muntwyler sammelt derzeit Treibholz aus der Reuss und bastelt daraus Deko für die Strandbar.
Und was bringt die Zukunft? «Was wir gerne einmal machen würden ist ein Mamma-Mia-Wochenende. Das ist ein Wunsch von mir, weil ich die Musik so liebe», verrät sie. Ihr schwebt ein Open-Air-Kino vor, bei dem der Abba-Film gezeigt wird, dazu würde es natürlich Tanz und Bar geben. An Ideen fehlt es also wahrlich nicht – auch für die private Freizeitgestaltung: «Ich hätte den Wunsch, Gitarre zu spielen, aber da muss man dran bleiben», erzählt Muntwyler. Gemeinsam mit ihrem Sohn entdeckt sie ausserdem gerade wieder ihr früheres Hobby, das Tauchen für sich. Und wenn dann noch Zeit bleibt, widmet sie sich ihrem Gemüsegarten». Wenn der Tag doch mehr als 24 Stunden hätte.
Michael Lux
Sommerserie
Die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar ist – so definiert Wikipedia das Wort «Kreativität». Wir haben uns im Einzugsgebiet des «Reussbote» auf die Suche nach kreativen Menschen gemacht und unsere Erfahrungen in der Sommerserie «Kreative Köpfe» zusammengetragen. Die Begegnungen waren so vielfältig und inspirierend wie die Menschen und ihre Schaffenskraft dahinter. (red.)