Niko Läderach studiert Philosophie und Germanistik an der Universität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kindergarten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal gemütlich zu Hause bei einer ...
Niko Läderach studiert Philosophie und Germanistik an der Universität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kindergarten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal gemütlich zu Hause bei einer Lektüre.
Wissenschaft 2.024
«Ich glaube nicht, dass der menschgemachte Klimawandel existiert.» Ein Satz, den man in kontroversen Diskussionen oft hört. Ohne darauf eingehen zu wollen, wieso dieser Satz Humbug ist, ist die Form der Aussage exemplarisch für den alltäglichen Umgang mit wissenschaftlichen Fakten. Wohl kaum zufälligerweise werden solche Glaubenssätze über wissenschaftliche Fakten von einer bestimmten Gruppe von Personen von sich gegeben. Gemeinsamkeitsmerkmal dieser Personen: keine Berührungspunkte zur aktuellen wissenschaftlichen Praxis. Da scheint es dann auch nicht erstaunlich, dass es sich um Glaubenssätze handelt. Schliesslich ist es allen frei, zu glauben was sie möchten. Für eine Diskussion über die tatsächliche Welt ausserhalb der eigenen Vorstellung müsste man aber Aussagen über die Welt treffen. Um die Frage nach der Existenz des Klimawandels zu beantworten, ist es egal, was du glaubst. Wer Glaubenssätze zu Gegenständen aus der Welt äussert, scheint nicht mal im Ansatz begriffen zu haben, über was sie etwas aussagen möchte. Die Wissenschaft geht der relevanteren Frage nach dem Zustand der wirklichen Welt nach. Und damit sind wir bei der wissenschaftlichen Praxis. Eine Praxis, die frei von Glaubenssätzen ist und sich deshalb auch weiterentwickeln kann. Wissenschaft hat kein Ende, neue Erkenntnis ist immer möglich. Wissenschaftliche Fakten sind nie zu 100 Prozent richtige Aussagen über die Welt. Es sollten aber die unumstritten besten Erklärungen für einen Sachverhalt sein. Um die beste Erklärung für einen Sachverhalt zu sein, durchläuft die Erklärung eine Unmenge an kritischen Prüfungen. Dadurch erfährt sie immer wieder Verbesserungen. Es geht also darum, sich den 100 Prozent irgendwie anzunähern. Gerade weil Erklärungen immer wieder kritisch geprüft werden sollten, birgt obige Aussage eigentlich ein Potenzial in sich. Denn sie äussert eine kritische Haltung gegenüber einer gängigen Erklärung. Allerdings müsste sich diese Kritik mit demselben Gegenstand befassen und sich ihrerseits kritischen Prüfungen stellen. Dann wären wir am Kern jeglicher wissenschaftlicher Praxis. Leider sind wir von dieser Praxis aber weit entfernt. Zu oft finden heute Glaubenssätze und Meinungen Einzug ins Gebiet der vermeintlichen Wissenschaft. In der Wissenschaft gibt es keine Meinungen, schon gar keinen Glauben. Wer nicht einmal diese Grundannahmen versteht, sollte sich vielleicht lieber nicht zu wissenschaftlichen Themen äussern.