Patrick Oldani lebt mit seiner Familie in Tägerig. Der Einkaufsleiter ist Mitglied des Gemeinderates. In der Freizeit ist er gerne in der Natur unterwegs, unternimmt etwas mit der Familie oder werkelt am Haus oder im Garten.
TikTok
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Patrick Oldani lebt mit seiner Familie in Tägerig. Der Einkaufsleiter ist Mitglied des Gemeinderates. In der Freizeit ist er gerne in der Natur unterwegs, unternimmt etwas mit der Familie oder werkelt am Haus oder im Garten.
TikTok
Sagt Ihnen «bitte liken» etwas? Oder wissen Sie, was mit «komm ins Kästchen hoch» gemeint ist? Seit etwas mehr als zehn Monaten schaue ich regelmässig in die App TikTok. TV schauen ist unterdessen in den Hintergrund gerückt. Es ist faszinierend, mit einem Fingerstreich «swipe» ich durch nicht enden wollende Eindruckswelten. TikTok, quasi Reality TV pur.
Es gibt unendlich viele Katzenvideos. Affen, Pumas, und selbst Kühe, gefilmt beim Alpaufzug, dann wieder beim Alpabzug. Idealerweise dauern Filmchen nicht länger als 15 Sekunden, national und global auf Sendung. Versicherungen, Banken und selbst Grossverteiler schalten Werbungen. Vermutliche Verweildauer: maximal drei Sekunden. Ein Swipe weiter «im live», da schreit aus voller Kehle plötzlich aus dem Nichts «Ki.P.» (ein Pseudonym, im «real live» eine knapp 40-Jährige aus dem Tösstal): «Jetzt reichts, verreis! Hau endlich ab oder schick einen Babylöwen!» Wert: circa 400 Franken. Weiter gehts mit: «Ich stumme dich» oder «Viel Vergnügen in der Blockliste» oder: «Dich melde ich, du elender Hater! Anzeige geht raus! Danke für zehn Rosen.» Wert: circa 15 Rappen. Diese und andere Äusserungen, die ich hier aus Scham nicht aufzuschreiben wage, werden aus dem Tösstal in die Welt hinausgeschrien. Stundenlang, endlos wiederholend. Es gibt auch andere Streamer. Ein Tiroler etwa, ausgewandert nach Brasilien zur Freundin. Dort führt er fast täglich durch den Garten oder zeigt uns die Fressbude um die Ecke mit Live-Erlebnis, wie es innert 10 Minuten von taghell auf Nacht umschaltet. Zwei Bernerinnen. Eine geht immer frühmorgens mit dem Hund spazieren und die zweite, thailändischen Ursprungs, macht dasselbe etwas später und grüsst mit Vorliebe die Bären der Bundeshauptstadt. Dann gibt es die Töfflibastler, Stormchasers, Trump und Kamala, Funkamateure, Astronomen, welche die Planeten live durch ihre Teleskope vorführen. Weitere Gesprächsrunden tummeln sich und finden sich von morgens bis abends zusammen.
Die Gefahr hinter TikTok ist simpel – es macht süchtig und birgt etliche Gefahren. Die Zeit etwa zerfliesst schneller als eine Kerze im heissen Backofen (macht ja niemand – auf TikTok schon). Die Nacht wird zum Tag. Schlafmangel und Leistungseinbussen folgen. Ehe man sich versieht, ruiniert einem die Telefonrechnung oder die Kreditkarte glüht. Ist das der moderne Stammtisch?