Lebensraum und Naherholungsgebiet
29.10.2024 Niederwil, FreiamtWeiteres Biodiversitätsprojekt auf dem Pachtland des Vereins Gnadenthal umgesetzt
Auf einem Teil der Fläche, die Landwirt Mario Gebendinger vom Gnadenthal pachtet, entsteht eine Hecke mit Krautsaum, die Tieren als Nahrung und Lebensraum dient. Drei Schulklassen aus Niederwil ...
Weiteres Biodiversitätsprojekt auf dem Pachtland des Vereins Gnadenthal umgesetzt
Auf einem Teil der Fläche, die Landwirt Mario Gebendinger vom Gnadenthal pachtet, entsteht eine Hecke mit Krautsaum, die Tieren als Nahrung und Lebensraum dient. Drei Schulklassen aus Niederwil halfen beim Pflanzen.
Neun Niederwiler Landwirte teilen sich die 40 Hektaren Kulturland, welches der Verein Gnadenthal verpachtet. Vorbedingung: Die Landwirte müssen sich am kantonalen Vernetzungsprojekt Labiola beteiligen und sich auf mindestens 20 Prozent der gepachteten Fläche an den Biodiversitäsprojekten beteiligen, die für die einzelnen Parzellen vorgesehen sind. Das Gesamtkonzept hat das Umweltbüro Agrofutura aus Brugg im Auftrag des Vereins Gnadenthal erstellt. Für die Umsetzung ist unter anderem Pro Natura Aargau zuständig. Im Rahmen des Vernetzungsprojekts ist beispielsweise ein Amphibientümpel auf dem Pachtland von Landwirt Markus Stöckli geplant, die entsprechende Baubewilligung steht jedoch noch aus («Reussbote», 2. Juli 2024). Auf anderen Parzellen sollen Hochstammobstbäume, Buntbrachen – oder eben Hecken mit Krautsaum entstehen. So wie auf einem Teil der Fläche, die Landwirt Mario Gebendinger vom Waldhof Verein gepachtet hat. Er baut ansonsten hauptsächlich Getreidesorten und Mais an und hält Hühner sowie einige Kühe.
Auf dem Stück Land, das an diesem Tag mit Hilfe von drei gemischten 5. und 6. Klassen aus Niederwil bepflanzt werden soll, erntet er zudem Heu für sein Vieh. Bei der sogenannten extensiven Blumenwiese mit sieben verschiedenen Arten, habe es sich schon zuvor um eine ökologische Fläche gehandelt, erklärt der Landwirt. «Durch die Hecke gibt es punkto Biodiversität einen Mehrwert», ergänzt er. Worin genau der Mehrwert der insgesamt rund 900 Laufmeter Hecke besteht, weiss Inès Röthele von Pro Natura: «Es hat Sträucher, die beispielsweise Vögel ernähren», erklärt sie. Aber nicht nur die Beeren der Hecke, die aus neun verschiedenen Pflanzenarten besteht, sind von Bedeutung. Auch die Dornenhecken haben ihren Sinn. So nutze der sogenannte «Neuntöter» die Stacheln, um darauf Insekten aufzuspiessen. Unterbrochen werden die Heckenabschnitte zudem immer wieder durch Kleinstrukturen wie Stein- und Asthaufen: «Dies ist wichtig für Kleinsäugetiere wie Hermeline», erklärt die Expertin. Diese seien durch Beutegreifer stark gefährdet.
Mit Feuereifer dabei
Mario Gebendinger freut sich jedenfalls über die Unterstützung der rund 50 Schülerinnen und Schüler aus Niederwil. Und die sind mit Feuereifer dabei – so wie Alissa Müller, Rebecca Meier und Flavia Winniger. «Am spannendsten war das Pflanzen einsetzen» berichten sie. Sie hätten aber auch Pflanzen kennengelernt, die sie vorher nicht kannten. Und wofür ist die Hecke gut? «Damit die Tiere drin wohnen können», lautet die prompte Antwort – und als Schutz vor Überschwemmungen und Wind. Ziel des Vernetzungsprojektes ist es, Trittsteine und Korridore für Wildtiere und Amphibien zu schaffen. Bis das gesamte Konzept umgesetzt sei, werde es aber voraussichtlich bis Ende 2027 dauern, weiss Kurt Notter, Präsident des Vereins Gnadenthal. Für ihn hat das Projekt, das demnächst noch um einen Biodiversitäts-Lehrpfad erweitert wird, noch weitere Vorteile: «Das Naherholungsgebiet wird zusätzlich aufgewertet», freut er sich. Um die Umgebungsqualität weiter zu steigern wolle man sich ausserdem dafür einsetzen, dass an der Kantonsstrasse und am künftigen Radweg beim Reusspark eine Baumallee gepflanzt werde.
Michael Lux