Kürzlich sass ich in Meersburg an der Frühlings-Sonne mit Blick auf den Bodensee und die Schweizer Berge. Die Behaglichkeit war nicht zu toppen. Wunderbar – da blieb kein Wunsch offen … Es war kurz vor dem Mittag, und ich hatte mir einen Kaffee bestellt. Links neben mir sass ...
Kürzlich sass ich in Meersburg an der Frühlings-Sonne mit Blick auf den Bodensee und die Schweizer Berge. Die Behaglichkeit war nicht zu toppen. Wunderbar – da blieb kein Wunsch offen … Es war kurz vor dem Mittag, und ich hatte mir einen Kaffee bestellt. Links neben mir sass ein fittes, älteres Schweizer Paar, sie einen Aperol Spritz geniessend. Hinter mir hatte sich ein Deutsches Paar etwa gleichen Alters niedergelassen – sie ebenfalls mit einem Aperol Spritz vor sich, den der gesprächige Kellner serviert hatte. Beim Bezahlen machte die Schweizerin ein Kompliment und sagte, dass ihr Aperol Spritz ausgezeichnet gewesen sei. Genau die richtige Zusammensetzung. Ein Lächeln allenthalben, bei mir auch. Sollte ich mir doch auch einen bestellen? Etwas später bezahlte das Deutsche Paar. Der Aperol Spritz sei extrem schlecht gewesen. Ich musste mich beherrschen, um nicht laut herauszulachen. Der Kellner liess sich seine gute Laune nicht verderben und sagte, er werde es seinem Chef ausrichten. Nachdem der Kellner weg war, enervierte sich das Paar auch über einen entdeckten Preisaufschlag für den Aperol Spritz. Das ist wirklich lustig, dachte ich. Offenbar war der Aperol Spritz letztes Mal nicht so grottenschlecht, da sie ja wiedergekommen sind.
Nun hatte ich dafür einen guten Grund, mit dem Kellner ein bisschen zu schwatzen. Mein Kommentar dazu war spontan: «Die Schweizer sind einfach netter.» Der ideale Aperol Spritz ist aber effektiv Geschmackssache. Die einen mögen ihn süsser, die anderen herber, mit oder ohne Eis. Ich bin eine glühende Aperol Spritz-Liebhaberin. Er schmeckt für mich nach Süden und nach Ferien. Lustigerweise käme es mir aber nie in den Sinn, einen Aperol Spritz als gut oder schlecht zu beurteilen. Schliesslich besteht er immer aus den gleichen Bestandteilen. Er schmeckt einfach nicht immer gleich gut, was an den Mischfähigkeiten des Barkeepers liegt, aber auch an meiner jeweiligen Stimmung.
Was lerne ich aus dieser Episode? Drücken Sie mir die Daumen, dass ich nie so sauertöpfisch und rechthaberisch werde wie diese übellaunigen Sitznachbarn. Ich möchte jetzt und auch später lieber so fröhlich-positiv sein wie das Schweizer Paar. Und das nächste Mal werde ich mir in so einem Fall umgehend einen Aperol Spritz bestellen und mir selbst ein Bild machen.