Vizeammann Gaudenz Lüchinger hat wegen eines umstrittenen Mails an Sanija Ameti Ärger am Hals

Gaudenz Lüchinger gilt eigentlich als umgänglich. Umso mehr erstaunt die Affäre, in welche der Vizeammann von Birrhard und lokale SVP-Präsident nun geraten ist.

Eine ominöse Mail sorgte in den letzten Tagen für Schlagzeilen. Der Urheber ist der Vizeammann von Birrhard, Gaudenz Lüchinger. Er hat eine Mail auf Stammtischniveau an die ehemalige GLP-Politikerin Sanija Ameti geschrieben: Er hoffe, diese verreise aus der Schweiz. Ameti ist als Co-Präsidentin der Operation Libero aktiv. Ameti war 2024 selbst in die Schlagzeilen geraten, weil sie auf Instagram ein Bild von sich postete, wie sie mit einer Luftpistole auf ein Marienbild schoss. Später trat die Stadtzürcher Gemeinderätin aus der grünliberalen Partei aus und ist heute parteilos. Gaudenz Lüchinger, Präsident der SVP Birrhard, hat ihr jedoch wegen einer ganz anderen Sache geschrieben. Die SVP-Fraktion im Bundeshaus kündigte zunächst an, ihren Fraktionsausflug im Juni aufs Rütli machen zu wollen. Die Operation Libero wollte darauf am selben Tag aufs Rütli reisen. Die liberale politische Organisation wollte auf dem Rütli eine «Fotoaktion für die Zusammenarbeit mit Europa» durchführen. Die «Weltwoche» behauptete darauf, die Operation Libero wolle so den Fraktionsausflug der SVP sabotieren; diese bezeichnete das wiederum als Lüge. Operation Libero reiste nicht aufs Rütli. Laut der politischen Organisation hätten «rechtsextreme Kreise» dazu aufgerufen, ihre Reise zu verhindern und es wäre Polizeischutz nötig gewesen.

Fragwürdige Aussagen
Gaudenz Lüchinger griff daraufhin in die Tasten und schrieb Ameti eine gepfefferte Mail. «Bisher dachte ich immer, dass eine gut aussehende, intelligente Person deines Formates sich irgendwann darauf besinnt, woher sie kommt. Was sie in ihrer neuen Heimat, nämlich der Schweiz, durch die Finanzierung der Steuerzahler erreicht hat – aber ich bin jetzt definitiv eines Besseren belehrt worden», schrieb der SVP-Politiker. Sie sei der Schweiz nicht dankbar. Sanija Ameti war 1995 als Dreijährige mit ihrer Familie aus Bosnien-Herzegovina in die Schweiz geflüchtet. Gaudenz Lüchinger ging in der Mail noch einen Schritt weiter: «Ich hoffe, du verreist aus der Schweiz, bevor man dich mit anderen Mitteln an der Zerstörung unserer Eidgenossenschaft hindern muss.» Die Operation Libero hat das als Drohung aufgefasst und den Birrharder Politiker auf ihrer Website als Urheber publik gemacht. Lüchinger äusserte sich daraufhin in der «Aargauer Zeitung» und anderen Medien. Er sei kein «Rassist und Hetzer», sagte er. Er habe Ameti nicht drohen wollen und beziehe sich nur auf juristische Mittel. Er würde das nicht mehr machen und sei über die Reaktionen erschrocken.

Lüchinger will nicht mehr reden
«Ich bin in einer Rechtsstreitigkeit», sagt Gaudenz Lüchinger dem «Reussbote», «deshalb will ich eigentlich den Medien keine Auskünfte mehr geben.» Er habe diese Mail als Privatperson geschrieben, erklärt er dem «Reussbote». Die Operation Libero habe seinen Namen an die Öffentlichkeit gezerrt und sei nicht unschuldig am «ganzen Theater». Die Medien hätten «mit ihren reisserischen Schlagzeilen» ebenfalls eine Mitschuld am Malheur. Er sei angefeindet und bedroht worden, sagt er.

Aussprache im Gemeinderat
Hat die Mail vielleicht politische Konsequenzen für ihn? «An der Gemeinderatssitzung haben wir uns ausgesprochen», sagt der Vizeammann von Birrhard. Das Ergebnis hat ihn zufriedengestellt. Gemeindeammann Daniel Knappe (parteilos, früher FDP) sagt auf Anfrage: «Wir haben Kenntnis von seiner Tat und haben das besprochen. Es ist seine private Meinung. Damit ist alles gesagt.» Seine persönliche Meinung zum Vorfall will Knappe nicht äussern. «Herr Lüchinger ist von der Bevölkerung gewählt und nicht vom Gemeinderat», fügt er hinzu.

Marc Benedetti