Der Estrich des Schulhauses beherbergt vom Frühjahr bis Herbst eine Kolonie «Grosses Mausohr»
Einmal im Jahr, im Frühjahr, ist im Dachstock des über 100-jährigen Schulhauses eine Frühjahrsputzaktion angesagt. Der Kot wird noch vor der Rückkehr der ...
Der Estrich des Schulhauses beherbergt vom Frühjahr bis Herbst eine Kolonie «Grosses Mausohr»
Einmal im Jahr, im Frühjahr, ist im Dachstock des über 100-jährigen Schulhauses eine Frühjahrsputzaktion angesagt. Der Kot wird noch vor der Rückkehr der auf der roten Liste stehenden Fledermausart «Grosses Mausohr» entfernt.
Der Boden ist vor allem im hinteren Teil des Dachbodens von erbsengrossen schwarzen Kotbällchen übersät. Diesem rücken am Montag der Fledermausbeauftragte des Kantons Aargau, Andres Beck und die ehrenamtliche Helferin Sarah Wettstein aus Stetten zu Leibe. Mit Stirnlampe und Besen und Schaufel ausgerüstet, ist nach einer Stunde der Dachboden von der Hinterlassenschaft der geschützten Fledermausart, dem Grossen Mausohr befreit. «In Tägerig lebt die kleinste Kolonie Mausohren. Seit 1992 ist diese im Inventar von Fledermausschutz.ch registriert. «Die Fledermauskolonie lebt sicherlich schon deutlich länger hier im Dachstock des Schulhauses», sagt Beck.
Nur Weibchen leben in der Kolonie
Die Mausohren sind ortstreu. Den Winter verbringen sie in natürlichen Höhlen in einer Art Winterstarre. Die Weibchen kehren pünktlich im Frühjahr an ihren Geburtsort zurück. In Tägerig fliegen sie beim Türmchen auf dem Dach des Schulhauses in den Dachstock ein. Die Mausohren sind exzellente Flieger», sagt Beck. Sie können beim An- und Abflug im Dunkeln die Balken des Dachstocks umfliegen. Der Kot am Boden beweist es – die Kolonie lebt vom Frühjahr bis Herbst dicht unter dem Dachfirst und die Weibchen ziehen ihre Jungen auf. «Das Dach wird an dieser Stelle vom Morgen bis zum Abend besonnt. Da sich unter den Ziegeln keine Isolation befindet wärmen sich diese schnell auf. Und die Wärme brauchen die Mäuseohren für die Aufzucht ihrer Nachkommen. Ist es zu kalt, gibt es in der Kolonie Ausfälle. «Letztes Jahr gab es wegen der Kälte und nassen Witterung viele Totgeburten bei den Fledermäusen», so Beck. Auch die Kolonie in Tägerig blieb davon nicht verschont, das beweist ein zwischen dem Kot liegendes mumifiziertes Jungtier. Die Zählung führt seit zwei Jahren jeweils in den Monaten Juni/Juli Sarah Wettstein durch. Die Zahlen meldet sie an Fledermausschutz.ch weiter.
Bestand wird überwacht
Der Bestand in Tägerig bewegt sich seit Jahren mit fünf bis zehn Weibchen im gleichen Rahmen. Die grösste der zehn Kolonien im Aargau weist 1000 Tiere auf. Wichtig ist, dass bei einem Um- oder Ausbau des Dachstockes auf die Kolonien Rücksicht genommen wird. Das war auch beim letzten Ausbau des Dachstockes der Schule in Tägerig so. Es wurde darauf geachtet, dass die Firstziegel verputzt wurden, damit kein Zug zu den darunter grossgezogenen Jungtieren gelangt.
Der Dachstock wurde damals in der Höhe verkleinert, ein Zwischenboden eingezogen und darunter neue Klassenzimmer errichtet. Trotzdem blieb der Lebensraum der geschützten Fledermäuse im Dachstock erhalten.
Seit 2020 liegt die dringend benötige Gesamtsanierung des 1913 gebauten Schulhauses beim Gemeinderat auf dem Tisch. Wann die dringend benötigte Sanierung ausgeführt wird, steht noch nicht fest. Andres Beck sagt: «Wir werden wieder eine Baubegleitung vornehmen und schauen, dass der Schutz der Fledermäuse auch nach dem Umbau gewährleistet ist.»
Debora Gattlen