Sie befürchten neue Besucherströme an der Reuss
06.05.2025 KüntenKünten: Referendumskomitee setzt sich für ein Nein zum Reusssteg ein – entschieden wird am 18. Mai an der Urne
294 gültige Unterschriften reichte ein Referendumskomitee ein, damit über den an der Gmeind genehmigten Projektierungskredit für einen Reusssteg ...
Künten: Referendumskomitee setzt sich für ein Nein zum Reusssteg ein – entschieden wird am 18. Mai an der Urne
294 gültige Unterschriften reichte ein Referendumskomitee ein, damit über den an der Gmeind genehmigten Projektierungskredit für einen Reusssteg zwischen Künten und Fischbach-Göslikon an der Urne abgestimmt wird.
Das Komitee ist zuversichtlich, dass sein Anliegen eine Mehrheit findet. «Ich ging davon aus, dass dieser Reusssteg sowieso keine Chance auf eine Realisation hat. Dies wegen dem sechsfachen Schutz», erklärt Jacqueline Weixler. Sie gehört dem 17-köpfigen Komitee an, das den an der letzten Künter Gmeind bewilligten Projektierungskredit für einen Reusssteg jetzt an die Urne bringt. Mit dem sechsfachen Schutz weist sie auf verschiedene Rechtserlasse des Bundes und des Kantons hin. «Ich war deshalb überrascht, dass der Kanton nun dem Vorhaben zuzustimmen droht und auch die Umweltverbände die Zerstörung des Auengebietes in Kauf nehmen», so Weixler. «Deshalb wurde ich auch erst jetzt aktiv, obwohl ein möglicher Reusssteg schon länger ein Thema ist.» Weixler befürchtet, dass mit diesem ersten Bruch der Dekrete weitere Projekte kommen würden. «Man zerstört damit das hier ursprüngliche Auenland. Die Tiere werden verdrängt.»
Besucher erst richtig angezogen
Neben dem Schutz sind es noch zwei weitere Hauptargumente, welche das Referendumskomitee gegen den Reusssteg anführt: zusätzliche Besucher im Gebiet und Finanzen. «Die Besucherströme werden durch den Steg nicht gelenkt, sondern erst richtig ausgelöst», ist Komitee-Mitglied Michael Koller überzeugt. «Der Besucherdruck in den Naherholungsgebieten nimmt ohnehin zu. Da braucht es keinen zusätzlichen Besuchermagnet.» Ein Reusssteg sei auf der gleichen touristischen Stufe wie ein Hasenbergturm angesiedelt. «Steht er, wird er wohl zusammen mit den dadurch entstandenen neuen Wanderwegrouten durch Aargau Tourismus aktiv beworben.» Referendumskomitee-Mitglied Nadya Tiraboschi erinnert sich: «Während der Pandemie besuchten uns Leute mit Autokennzeichen von Zürich und Glarus. Diese kennen nun das Gebiet und kommen wieder.» Zudem sei der Campingplatz Sulz im Sommer auch ohne Steg überfüllt. «Um die zusätzlich durch den Steg angelockten Leute zu lenken, braucht es wohl anschliessend verschiedene Verbote. Das möchten wir nicht», so Tiraboschi.
Ausgabenprioritäten anders setzen
Das Referendumskomitee hält die von den Gemeinderäten verlautbarten Gesamtkosten für irreführend tief. «Der Richtpreis liegt bei 3,2 Millionen Franken, nicht bei 2,5 Millionen Franken», sagt Komitee-Mitglied Bernhard Meier. «Wir befinden uns in einer Krisenzeit. Der Bund steckt in argen Geldnöten. Wieso soll er jetzt Geld für einen unnötigen Reusssteg ausgeben?» Dasselbe gelte für Künten. «Die Erweiterung der Schulanlagen ist wichtig, kostet aber viel Geld. Wir sollten uns jetzt aufs Wesentliche konzentrieren», so Meier. «Der Steg ist ein persönliches Denkmal der Ideengeber. Es geht hier nicht um sachliche Argumente, sondern um Macht und Einfluss – dies zulasten der Steuerzahler.»
Nadya Tiraboschi erstaunt es, dass ein paar wenige Stimmberechtigte an der Gmeind über ein solch wichtiges Projekt bestimmen können. «So etwas müsste eigentlich obligatorisch an die Urne kommen.» Jacqueline Weixler ist überzeugt, dass ein Reusssteg eine Konkurrenz zum Fährbetrieb des Fährivereins darstellt, auch wenn dieser nur in der warmen Jahreszeit an trockenen Wochenenden fährt. «Die Gemeinde hat ja gerade deshalb eine Art Defizitgarantie gesprochen», mutmasst sie. «Statt jetzt Sponsoren für den Steg zu suchen, würde man dies besser für den Fähriverein tun.» Tiraboschi ergänzt, dass die Fähre als Argument gegen den Reusssteg nicht im Zentrum stehe. «Die Verletzung der Schutzdekrete, die zusätzlich zu erwartenden Besucher und die Kosten erachten wir als wichtiger.»
Der richtige Zeitpunkt für ein Nein
Der Steg sei ein Wunsch von Anfang 20. Jahrhundert gewesen, erklärt Bernhard Meier. «Der Kanton schenkte ihm damals kein Gehör. Einige Sulzer möchten, dass der Entscheid von damals korrigiert wird. Wobei wir heute in einer anderen Zeit leben.»
Wird der Projektierungskredit am 18. Mai angenommen, kommt später das ausgearbeitete Bauprojekt zur Abstimmung. Ob das Referendumskomitee auch den Baukredit bekämpfen würde, ist unklar. «Wir konzentrieren uns jetzt auf die aktuelle Abstimmung und hoffen auf ein Nein», so Michael Koller. «Der Zeitpunkt für den Urnengang und eine Ablehnung ist jetzt richtig. Es sollte vermieden werden, dass mit der Planung noch mehr Geld ausgegeben wird, das bei einem Nein zum Baukredit verpuffen würde. Im Kern geht es um die Erhaltung dieser schönen Auenlandschaft.»
Roger Wetli