Ende April war erstmals eine Drohne im Rebberg unterwegs – im Auftrag der Winzer
In Zukunft sollen Pflanzenschutzmittel im Birmenstorfer Rebberg mit Hilfe von Drohnen ausgebracht werden. Hintergrund sind laut Weinbaugenossenschaft verschärfte gesetzliche Anforderungen an die ...
Ende April war erstmals eine Drohne im Rebberg unterwegs – im Auftrag der Winzer
In Zukunft sollen Pflanzenschutzmittel im Birmenstorfer Rebberg mit Hilfe von Drohnen ausgebracht werden. Hintergrund sind laut Weinbaugenossenschaft verschärfte gesetzliche Anforderungen an die Winzer sowie Umwelt- und Sicherheitsaspekte.
Beauftragt wurde für das neue
Drohnenprojekt die Spezialfirma «Agrarpiloten», die zur Fenaco-Gruppe (Landi-Genossenschaft) gehört. Insgesamt acht bis zehn Mal pro Jahr sollen die spezialisierten Drohnenpiloten künftig mit ihrer Sprühdrohne über dem Rebberg zum Einsatz kommen: «Vor einer Woche hatten wir den ersten Flug. Danach fliegen sie bis Mitte August», erklärt Herbert Schmid, Co-Präsident der Weinbaugenossenschaft Birmenstorf, die das Projekt angestossen hat. Beteiligt sind insgesamt rund 60 Winzerinnen und Winzer, die überwiegend Mitglieder der Genossenschaft sind. «Wir sind Hobbywinzer, die das nebenbei machen», betont Schmid. Dass man sich für die Professionalisierung des Pflanzenschutzes entschieden habe, liege unter anderem an den stark verschärften gesetzlichen Vorgaben im Umgang mit Spritzmitteln. Ab 2026 sind laut Schmid dafür spezielle Kurse vorgeschrieben, die kostspielig und zeitaufwendig sind.
Es gab immer wieder Unfälle
Doch es gibt noch wichtigere Gründe für den Einsatz der modernen Fluggeräte: «Sicherheit ist ein grosser Punkt. Wir hatten schon schwere Unfälle», erklärt er mit Bezug auf die konventionellen Spritzmethoden. Bisher benutzten die Winzer zum Spritzen – je nach persönlicher Ausstattung – Traktoren oder selbstfahrende Fahrzeuge, auf die man auch aufsteigen kann. Erst im vergangenen Jahr sei so ein Fahrzeug im steilen Gelände umgekippt, so Schmid. Die Folge: schwere Verletzungen. Die elektrisch betriebenen Drohnen sind dagegen nicht nur sicherer, sondern auch umweltfreundlicher als die herkömmlichen Maschinen. So werde der CO2-Ausstoss reduziert. Darüber hinaus kann das Pflanzenschutzmittel, das die Reben vor allem gegen Mehltau schützen soll, mittels Drohnen sehr gezielt ausgebracht werden. Weil die Drohnen den Boden nicht berühren, bleibt zudem die Bodenstruktur intakt. Gerade im schwer zugänglichen Gelände sei man ausserdem flexibler, so Schmid.
Vorteile auch für Spaziergänger
Nicht zuletzt sinkt durch den Einsatz der Drohnen die Lärmbelästigung für Anwohnerinnen und Anwohner. Denn sie sind deutlich leiser als die vorher verwendeten Maschinen. Spaziergänger müssen sich ebenfalls keine Sorgen machen, wenn die Drohne jeweils für einen halben Tag über dem Rebberg unterwegs ist. «Man hat viel weniger Abtrieb», erklärt Herbert Schmid. Gemeint sind Windverwehungen des Spritzmittels. Denn schon vor dem ersten Spritzeinsatz wurde der Rebberg mit einer kleinen Drohne genau vermessen. Eine aufwendige Sache, da jede einzelne der 60 Parzellen genau erfasst werden musste, ebenso wie die sogenannten teilresistenten Piwi-Sorten, die nicht jedes Jahr Pflanzenschutz benötigen. Mit diesen Informationen können die Flugbahnen beim Spritzen nun zentimetergenau eingehalten und mit gleichmässiger Geschwindigkeit überflogen werden. Einmal programmiert, können die Routen quasi auf Knopfdruck gestartet werden. Die Weinbaugenossenschaft verbindet mit der neuen effizienten Methode noch eine weitere Hoffnung. Weil der Pflanzenschutz so für den Einzelnen weniger aufwendig ist, könnten sich leichter neue Pächter für die freien Parzellen finden.
Michael Lux