Statt Golfplatz eine Oase für die Natur
08.07.2025 NiederwilDer neue Gnadenthaler Biodiversitätspfad ist eingeweiht. Er ist für alle frei zugänglich
Der Grossrat schickte vor fünf Jahren das ehrgeizige Projekt eines Golfplatzes bachab. Was damals eine Niederlage war, entpuppte sich nun als Gewinn für die Natur: Auf 40 000 ...
Der neue Gnadenthaler Biodiversitätspfad ist eingeweiht. Er ist für alle frei zugänglich
Der Grossrat schickte vor fünf Jahren das ehrgeizige Projekt eines Golfplatzes bachab. Was damals eine Niederlage war, entpuppte sich nun als Gewinn für die Natur: Auf 40 000 Hektaren wird Biodiversität gefördert. Ein Pfad mit Infotafeln weist darauf hin.
Neun Informationstafeln laden ab sofort ein, in die Welt der Biodiversität einzutauchen. Mit dem neuen Biodiversitätslehrpfad macht der Verein Gnadenthal sein Engagement für eine nachhaltige Landwirtschaft sichtbar. Viele Interessierte folgten am letzten Mittwoch der Einladung des Vereins Gnadenthals für die offizielle Eröffnung des Biodiversitätslehrpfades. Und sie bekamen einiges geboten. Gestartet wurde beim Reusspark mit einem gemütlichen Spaziergang. Bea Vonlanthen von der Agrofutura sagte beim ersten Posten: «Agrofutra hat das Biodiversitätskonzept erarbeitet. Es braucht vernetze Strukturen, damit verschiedene Arten wie Insekten, Vögel oder auch der bereits in Niederwil ansässige Grasfrosch gefördert werden können.»
Positive Auswirkungen spürbar
Kurt Notter, Präsident des Vereins Gnadenthals, sagte in seinem Rückblick, dass der Reusspark ursprünglich den Bau eines Golfplatzes plante. Biodiversität sei auch damals ein Thema gewesen. Deshalb habe Pro Natura dieses Vorhaben ebenfalls unterstützt. Bekanntlich sagte der Grossrat aber vor fünf Jahren «Nein» zum Golfplatz. Der Verein Gnadenthal musste nochmals über die Bücher, ein neues Konzept folgte. Die 40 000 Hektaren grosse Landwirtschaftsfläche wurde neu verpachtet. Die neun neuen Pächterinnen und Pächter mussten sich verpflichten, ihre Fläche nach dem Programm «Landwirtschaft – Biodiversität – Landschaft» (Labiola) zu bewirtschaften. Zurzeit wird nur noch eine Parzelle intensiv für den Gemüsebau genutzt. Der Pachtvertrag endet nächstes Jahr. Danach wird diese Parzelle ebenfalls Teil des Biodiversitätsprojekts. «Wir konnten vor Gericht eine gütliche Einigung mit dem aktuellen Pächter erzielen», führte Kurt Notter aus. Es brauche einige Zeit, bis die Biodiversitätsmassnahmen Früchte tragen. Deshalb sei für die Bevölkerung ein Pfad eingerichtet worden, um die Massnahmen sichtbar zu machen. Bereits wurden Hecken und Hochstammbäume gepflanzt, Ast- und Steinhaufen angelegt, Bienenhotels errichtet sowie Buntbrachen mit mehrjährigen, einheimischen Wildkräutern angesät. Diese Flächen bieten Wildtieren und Pflanzenarten wertvolle Rückzugsorte. Bereits sind erste positive Auswirkungen der Umsetzung zu sehen. Im Frühjahr konnten Ornithologen die Rückkehr von Feldlerchen, Schwarzkehlchen und Wiesenpiepern feststellen.
Landwirtschaft und Biodiversität
Hans Peter Stutz, Präsident der Niederwiler Landwirtschaftskommission, lobte das Projekt: «Was lange währt, wird endlich gut. Es ist eine gute Sache. Das Zusammenspiel zwischen dem Anbau von Nahrungsmitteln und Flächen für die Biodiversität wurde hier bestens umgesetzt.» Pächter und Gemeinderat Lukas Vock führte aus, wie er sich als Biobauer in zweiter Generation zuerst widerwillig den zusätzlichen Massnahmen für das Programm Labiola beugte. «Ich dachte, dass ich als Biobauer bereits im hohen Masse Kriterien für Biodiversität erfülle.» Beim Ausfüllen der Checkliste habe er aber von zwölf Punkten nur acht erreicht. Da haben ihn der Ehrgeiz gepackt. «Heute erfülle ich 35 Punkte. Wir müssen alle essen. Die Natur muss aber auch Platz haben. Wir Landwirte sind gefordert, dies miteinander in Einklang zu bringen.» 20 Prozent der verpachteten Flächen im Gnadenthal werden neu extensiv bewirtschaftet und leisten so einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität.
Wertvoll auch für den Reusspark
Reusspark-Direktor Urs Bosisio freut sich über die Attraktion auf dem Gelände. «Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige ist der Biodiversitätslehrpfad eine Bereicherung.» Der Pfad ist jederzeit für alle, für Familien, Schulklassen sowie Naturinteressierte frei zugänglich.
Debora Gattlen